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PASSERELLE, 2003
Kunst am Bau-Konzept
für die Glaspassage des Amtsgerichts Bergisch-Gladbach in Bensberg

1. Preis im Rahmen eines eingeladenen Wettbewerbs
Realisierung bis 2004 

6 Fenster à je 284 x 262 cm
Siebdruck auf Glas

realisiert durch DERIX GLASSTUDIOS Taunusstein

 

Projektbeschreibung:

Das übergreifende Thema von ‘Passerelle’ sind Prozesse:
Prozesse im Sinne vom simplen Durchschreiten der Glasgalerie, von Gerichtsverhandlungen, vom Arbeiten im Gericht, vom Schicksal der Angeklagten, von Geschichtsabläufen, von kreativen Arbeitsprozessen ... etc.
Ein auf bestimmte Regeln gründender, aber vom Zufall gesteuerter Zugang erschien als sinnvoller Ansatz, das Thema ‘Prozess’ künstlerisch einzulösen. Das künstlerische Material von ‘Passerelle’ ist dabei etwas ebenso Banales wie Inhaltsschweres: Die Akten und Papiere des Amtsgerichts, nachdem sie die Aktenvernichtungsmaschine durchlitten haben: Schnipsel - mit ausgefransten Rändern und von unterschiedlicher Länge.
Diese geschredderten Papiere wurden fotografiert und anschließend am Computer nach verschiedenen Gesichtpunkten sortiert, an den Rändern begradigt und zu einer Collage zusammengefügt.
Auch die entstandene Collage wurde wiederum einem Prozess unterworfen: Sie diente als Zuspielmaterial für eine Rechenvorschrift: Unterteilung in 34 horizontale Streifen sowie  Bewegung dieser Streifen horizontal, vertikal oder diagonal. Bei identischem Ausgangsmaterial ergaben sich dabei vielfältige Kombinationen - aus dem geschredderten Material entstand eine neue, dynamische Ordnung.
Die gelungensten Ergebnisse wurden ausgewählt und die für den Entwurf nötigen Transparenzen ebenfalls algorithmisch ermittelt.
Die besonders starke Ausdünnung des Motivs nach oben begründet sich in dem Gedanken einer Fußgängerbrücke, eben einer Passerelle, und der Ausschreibung des Wettbewerbs, in der der Blick auf das Schloss von Bensberg eingefordert wurde.

PASSERELLE zeigt jeweils 1 identisches Motiv auf 6 Scheiben. Durch eine Veränderung der Reihefolge und leichte Farbtonverschiebungen, ergeben sich immer neue Fensterelemente.
Das Ursprungsfenster, in dem die Abfolge 1 2 3 4 5 6 vorhanden ist, taucht in der Galerie nicht auf.


Aus der Jurybegründung:

"Die Arbeit von Eva-Maria Joeressen spricht ausnahmslos zur Sache des Ortes. Woraus setzen sich Schuld und Unschuld zusammen? Die juristisch ermittelte Wahrheit kann sich immer nur unvollkommen oder möglichst vollkommen aus Fragmenten zusammenfügen. Verwirrspiel und Rekonstruktion kommen hier gleichzeitig zur Visualisierung - dies an einem Ort, der Wahrheit und Gerechtigkeit möglichst nahe kommen will.
In der Projektbezeichnung 'Passerelle' thematisiert die Künstlerin die Durchgangssituation im Wartebereich von Gerichtssälen. Hierbei gewährt sie einerseits den Ausblick auf das Schloss, andererseits wird der allzu neugierige Einblick auf geschickte Weise verhindert. Transparenz und gleichzeitige Diskretion finden so zur Einheit."

 

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