dialogus miraculorum, 2008/2009
Transmedia-Echtzeitinstallation
für den Hof des Klosters Wedinghausen, Arnsberg

2 Beamer, 2 Lautsprecher, 1 Computer und Live-Elektronik
Projektion: 18,8 x 13,1 m, 2-kanalige Klang-Installation

im Kontext des interkommunalen Kulturprojekts "AufRuhr"

11. Januar - 18. Februar 2009

 

Allgemeine Informationen
Die Städte Arnsberg, Meschede und Bestwig haben die Initiative ergriffen, Kunst, Kultur und Natur an der oberen Ruhr miteinander zu verbinden. Ziel ist es, das durch den Ruhrtalradweg touristisch aufgewertete obere Ruhrtal über die Naturlandschaft hinaus auch als Kulturlandschaft bekannt zu machen und die kulturellen Aktivitäten zu verstärken und zu vernetzen. "Wandel durch Kultur. Kultur durch Wandel", so könnten die neuen Aktivitäten überschrieben werden. Dem entsprechend lautet das Motto "AufRuhr".

Dem Ziel, neue Ansichten von und Einsichten auf die Region oberes Ruhrtal zu entwickeln, Fremd- und Selbsteinschätzungen in Frage zu stellen, dient unter anderem die Neuinterpretation ausgewählter Orte an der Ruhr durch Projekte der Medienkunst. In diesem Zusammenhang wird Kloster Wedinghausen als Ankerpunkt für Medienkunstpräsentationen entwickelt. Das alte Kloster als neues Forum für geistige und kulturelle Dialoge. (Peter M. Kleine, Stadtarchiv Arnsberg)

 

Ort
Der Klosterhof Wedinghausen wird durch die ehemalige Klosterkirche, zwei Kreuzgangflügel sowie das neue 'Glashaus' von Kalhöfer-Korschildgen-Architekten gebildet. Die Wände des Glashauses sind mit lichtundurchlässigen, hellen Streifen bedruckt, die den Beginn des Johannesevangeliums erahnen lassen. Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
Durch zwei identische Projektionen und die besondere Positionierung der beiden Beamer innerhalb des Glasgebäudes, bildet dialogus miraculorum auf der Kirchenwand ein zusammenhängendes Bild ab, in welches das Bibelzitat durch horizontale Restlinien dennoch fragmentarisch integriert ist.

 

dialogus miraculorum

dialogus miraculorum ist eine mediale Installation, in der sich vielfältige Ort-, Raum- und Zeitbezüge zu einem digitalen Kosmos verdichten, der zwar formal in Wedinghausen verortet ist, dessen Inhalt aber weit über den eigentlichen Klosterhof hinaus weist.
dialogus miraculorum bezieht sich konkret auf das gleichnamige Werk des Caesarius von Heisterbach (13. Jh.). Eine der Wundergeschichten berichtet darin von der Hand des Schreibers aus Arnsberg - Zeitzeugnis für das frühe Kulturschaffen im Kloster Wedinghausen. Das lateinische Original bildet die Textvorlage für dialogus miraculorum. Wie bei einer mittelalterlichen Handschrift wird diese aber nicht bloß abgeschrieben, sondern mit aktuellen Mitteln umgedeutet und verarbeitet. Schrift wird hier zum Zeichen, der Sinn liegt nicht mehr im Textverständnis, sondern in der individuellen Interpretation.
dialogus miraculorum wandelt den Innenhof des Klosters Wedinghausen in ein digitales Skriptorium. (Makro-) Fotographien aus dem Großraum Arnsberg ersetzen Galläpfel, Gold, Silber und Purpur. Statt Pergament wird der Innenhof des Klosters zur Projektionsfläche - geschrieben wird der digitale Kodex mit Licht.
Anders als die Handschriften des Wedinghausener Skriptoriums, von denen noch drei bis heute erhalten sind, ist dialogus miraculorum aber flüchtig. Ein Computerprogramm generiert durch die algorithmische Verknüpfung unterschiedlichster Parameter, einen lebendigen, sich ständig wandelnden Bild-Organismus. Die Entwicklung verläuft dabei zwar innerhalb von festgelegten Grenzen, doch die Wahlmöglichkeiten sind unendlich. Zudem besitzt dialogus miraculorum ein Gedächtnis für Vergangenheit und Zukunft und erschafft sich auf der Grundlage von Variation und Mutation immer wieder neu. Da die Installation vor Ort vom Computer gerechnet wird, entstehen die fließenden Seiten dieses Kodex im Augenblick ihres Erscheinens und tauchen in dieser konkreten Gestalt nie wieder auf.
Eine eigene, zusätzliche, mehr als atmosphärische Komponente erhält dialogus miraculorum durch die Verwendung von Klang: Zwei im Brunnen in der Mitte des Hofes positionierte Lautsprecher strahlen ein Gemisch von Sprachlauten synchron zur Bilderzeugung ab. So entsteht eine eindringliche transmediale Durchdringung ganz eigener Art.
dialogus miraculorum ist aber nicht nur Illumination im mehrfachen Sinn. Die Entwicklung zur diaphanen Wand (Jantzen), zum diaphanen Raum, der durch das Glashaus von Kalhöfer-Korschildgen Architekten beschritten wurde, wird durch dialogus miraculorum weiterentwickelt: Der Weg von 'Stein und Raum' über 'Licht und Glas' wird durch 'Licht und Bewegung' konsequent in Richtung eines vieldimensionalen, dynamischen Raums, der Durchdringung von Raum und Zeit, fortgeführt.

siehe auch:
>> www.klosterwedinghausen.de/ dialogus_miraculorum.pdf
>>  Modellfilm

 

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