Seit 1996 ist der Schwerpunkt der kuratorischen Arbeit von Bettina Pelz Kunst im öffentlichen Raum, seit 2002 konzentriert sie sich auf Licht als Material oder Medium in der Bildenden Kunst. Als Kuratorin ist sie international tätig, zuletzt in Deutschland, Finnland, den Niederlanden, Polen und Tunesien. An der HBK Saar gründete sie gemeinsam mit Prof. Daniel Hausig 2013 einen bundesweiten Hochschul-übergreifenden Arbeitskreis zu Licht in der Bildenden Kunst (LIFA Colloquium) und entwickelte ein Forschungsvorhaben (LIFA Research). Beide führt sie seit 2015 im Rahmen einer Gastprofessur an der HBKsaar.
Dr. Christoph Kivelitz war ein deutscher Kunsthistoriker und Kurator. 1999 promoviert, abeitete er u.a. als Kurator an verschiedenen Museen im Ruhrgebiet und leitete 2005-2007 den Dortmunder Kunstverein.
„Nothing's like it seems" - Blicke durch die Oberfläche (1) Christoph Kivelitz
Eva Maria Joeressen und Klaus Kessner versetzen Räume durch Licht und Klang in ein nicht lineares, schwingendes Kontinuum. Bei ihren multimedialen Gemeinschaftsprojekten arbeiten sie im Wesentlichen mit den zeitbezogenen Medien: Licht - Klang - Bewegung. Bei der Entwicklung einer Aufgabenstellung „in situ" geht das Künstlerduo von den historischen und gegenwärtigen Dimensionen des jeweiligen Ortes aus. Die vorgefundene Situation wird in ihrer symbolischen Struktur analysiert, dekonstruiert und schließlich als komplexes Gebilde neu definiert. Es geht darum, ein mehrdimensionales Koordinatensystem zeit-räumlicher Bezüge zu gestalten und in einem dynamischen Prozess anschaulich werden zu lassen. Dieses Konzept setzt eine umfangreiche, zwar tiefgehende, doch dabei eher intuitiv vorangetriebene Recherche voraus. Das soziale, kulturelle, symbolische und geschichtliche Umfeld wird erkundet und dokumentiert. Es erfolgen Bild- und Tonaufnahmen, Archivalien werden gesichtet, Gespräche geführt, um so dem Ort ein vielschichtiges Profil zu geben, sich ihm von mehreren Seiten vorsichtig und differenziert anzunähern. joeressen+kessner fühlen sich vor allem durch solche Momente angezogen, in denen Brüche und Widersprüche, zeitliche Verschiebungen sichtbar werden, an denen gegenwärtige Nutzungen und alltägliche Wahrnehmungen mit der historischen oder symbolischen Bedeutung kollidieren, oder die wie ein Kondensator, eine Batterie, die besondere Qualität des Ortes in sich verdichten.
[...] Durch Programmierung gestalten joeressen+kessner in ihren zeitbezogenen Medienarbeiten ein Koordinatensystem, in dessen Rahmen das eingespeiste Material aufgegriffen und verwandelt werden kann. In Echtzeit generiert sich im Speicher des Computers ein autonomes Realitätskonstrukt, das in seiner Erscheinungsweise durch zuvor festgelegte Gesetzmäßigkeiten zwar bedingt, in seiner jeweiligen Besonderheit aber nicht vorhersehbar oder steuerbar ist. Es leitet sich ab aus interagierenden digitalen Prozessen. Realität versteht sich hier als ein Ereignis, das sich aus sich selbst hervorbringt und verändert. Dieser Prozess wird mit dem Starten des Computers initiiert, bleibt dem Betrachter zunächst unsichtbar, ist aber mit einem grafischen Programm verknüpft und durch die Beamerprojektion bzw. durch Verstärker in Farb-Form- und Klang-Analogien überführt. Der Betrachter kann sich zwar in diesen Prozess anschaulich hineinversetzen, in die Wirklichkeit dieses Vorgangs aber nicht gestaltend eingreifen, denn dieser vollzieht sich auf einer völlig anderen, ihm nur in den bewegten Buchstaben- und Klangfolgen sicht- und hörbar werdenden Ebene. Allgemeine Vorstellungen von Realität im Sinne von Abbildhaftigkeit werden nicht angestrebt, allein durch die einfühlende und identifizierende Betrachtung subjektiv hervorgebracht. joeressen+kessner haben die Eckpunkte gezeichnet und den Impuls gesetzt, doch das Kunstwerk setzt sich in immer neuen Formen als gleichsam „lebendiger Organismus" ins Unendliche fort, ohne dass sie selbst bei diesem weiteren Entstehungs- und Deutungsprozess noch anwesend sein müssten. Im Grunde genommen wird durch das Kontinuum von Bild und Klang die Aufhebung einer begrenzten Zeitdimension und Sinnstiftung anschaulich. Das in situ, für und an diesem Ort konzipierte Kunstwerk lässt die besonderen Qualitäten und symbolischen Bezugsebenen dieser Topographie sichtbar werden, um den Betrachter über die damit verbundenen Grenzen und Festlegungen hinauszubefördern. Zeit- und Raumbegriff werden erfahrbar und gleichzeitig auf eine Ebene der Transzendenz entrückt.
Grundlegend bleibt dabei allen Arbeiten das dialogische Prinzip [...], d.h. die dialogische Verschränkung verschiedener raum-zeitlicher Bezugsebenen, anhand derer die symbolischen Strukturen zwischen Geschichte und Gegenwart, Offenheit und Abgrenzung, Nähe und Ferne anschaulich erfahrbar werden. Es entsteht durch die Projektion eine Art von Torsituation, durch die andere Wirklichkeits- und Erfahrungsebenen in die Gegenwart eindringen. Grundlegend ist die Ambivalenz von begrifflicher und a-logischer Struktur, von Unmittelbarkeit und erhabener Distanz. Es kollidieren komplementäre Sichtweisen, in denen zeit-räumliche Bezüge zwar verschieden und voneinander abgehoben, doch antagonistisch ineinander verwoben sind. Licht und Klang umreißen einen begehbaren, gleichsam szenischen Raum, der in sich abgeschlossen, doch aber auf das jeweilige Umfeld der Topographie offen bleibt. Die in dieses Kontinuum eingebrachten Versatzstücke vergegenwärtigen Zeichenstrukturen, Bild- und Sinnfragmente, die perspektivisch eine multidimensionalen Wirklichkeit aufscheinen lassen. Niemals ist der übergreifende Kontext als semantische Einheit zu entziffern. Dem Betrachter ist es anheim gestellt, immer neue Positionen zwischen Nähe und Ferne einzunehmen, die Form zu umkreisen und dabei auch das jeweilige Umfeld immer neu zu erfahren. Wie die Installation „dialogus miraculorum" , so entziehen sich die medialen Arbeiten von joeressen+kessner grundsätzlich und konsequent der verbalen Verfügbarkeit. In dem Moment, in dem man glaubt, einen Teil dieses Werkes sprachlich bestimmt und gedanklich durchdrungen zu haben, zeigt es sich sogleich - in einem permanente Schwebezustand zwischen „actual" und „factual fact" (2) - von einer anderen, gegensätzlichen Seite. So lässt sich das Verhältnis zwischen Künstler, Gegenstand und beschreibendem Beobachter gleichsam als „Unschärfebeziehung" erfassen. Die Struktur der Worte, Bilder und Klänge führt in eine Paradoxie und vergegenwärtigt dem Betrachter die Bedingtheit seiner sinnlichen Wahrnehmungen und logischen Verknüpfungen. Mit Hilfe des einen Begriffssystems erscheint das Werk in einer Art und Weise, die im Rekurs auf ein anderes Begriffssystem eine völlige Umkehr erfährt. In dieser Paradoxie, in den sich gegenseitig ausschließenden Unbestimmtheiten liegen Lücken und Zwischenräume, die durch Worte und Gedanken nicht erschlossen werden können. Die Werke von joeressen+kessner bleiben grundsätzlich hermetisch, bieten keine Auflösung an, wie ein Rätsel oder ein Emblematum, das man nur zu entziffern hätte, um es zu verstehen. Der Betrachter muss sich vor Augen halten, dass in einer unendlichen Zahl von Deutungsmöglichkeiten immer mehrere verschiedene Antworten gleichzeitig zu betrachten sind, ohne dass er eindeutig und ohne Willkür entscheiden könnte, welche davon eine wie auch immer geartete Wahrheit entbirgt. Das Werk vermittelt sich als eine transzendentale und offene Struktur von Möglichkeiten, eine permanent neu zu entfaltende Vorgabe an die Rezeption. Damit ist dem Betrachter eine große Verantwortung, ein aktiver Part im schöpferischen Prozess gegeben. Er ist aktiv eingebunden in die Genese dessen, was er sieht und erlebt. Mark Rothko hat diese Leistung, die dem Betrachter in diesem interaktiven Wechselwirkungsprozess abverlangt ist, bereits im Hinblick auf sein eigenes Selbstverständnis als Maler in Worte gefasst: „Ein Bild lebt durch das Miteinander, sich ausweitend und belebend in den Augen des feinfühligen Betrachters. Es stirbt auch daran. Es ist daher riskant, ein Bild in die Welt zu senden." (3) Dieses Risiko nehmen Eva-Maria Joeressen und Klaus Kessner mit jedem ihrer in situ realisierten Echtzeit-Projekte auf, um damit eine der Gegenwart angemessene künstlerische Ausdrucks- und Rezeptionsweise zu formulieren.
(1) vgl. Rodley, Chris (Hrsg.): Lynch über Lynch. Frankfurt a. Main, 1998. S. 8.
(2) Zu dieser Begrifflichkeit von Josef Albers vgl.: http://www.ruhr-uni-bochum.de/kgi/projekte/opart/op_albers.htm
(3) S. hierzu: Mark Rothko,in: Tiger´s Eye,No.2,1947,p.44.
Der vollständige Text erschien 2010 im Katalog:
joeressen+kessner close encounter Katalog anlässlich der 10-jährigen Zusammenarbeit von joeressen+kessner zur Entwicklung transmedialer Echtzeitinstallationen Hrsg. Galerie Noack ISBN 978-3-00-032686-8
Seit 15 Jahren arbeiten Eva-Maria Joeressen und Klaus Kessner zusammen. In ihren ortsgebundenen Arbeiten entwerfen sie Bild-Klang-Kompositionen als Rauminterventionen. Sie reagieren auf eine Situation, die sich aus topografischen Spezifika eines Ortes, architektonischen Aspekten und assoziierten Erfahrungs-, Bedeutungs- und Sinnzusammenhängen zusammensetzt. Sie vertiefen sich in die Vielschichtigkeit eines Ortes und gehen dieser in vielen ihrer Verästelungen nach, um das Offensichtliche wie das Übersehene, Eingeschriebenes wie Adaptiertes, Erkennbares und Codiertes zu reflektieren. Anhand ihrer Beobachtungen und Fundstücke generieren sie Datensysteme, die Bild- und Klang-Projektionen steuern und in Echtzeit angewandt werden.
Licht und Schall Mit den Worten des Medientheoretikers Siegfried Zielinski lässt sich die Arbeitsweise von joeressen+kessner als "Kartografie des technischen Visionierens, Lauschens und … Kombinierens" (1) beschreiben. Licht und Schall sind die Medien, die joeressen+kessner nutzen, um Räume auszuloten ebenso wie um sie zu überschreiben. Als schwingungsbasierte Medien beziehen diese sich immer auf ihr Gegenüber als Reflexionsgrund und Resonanzraum. Sie ermöglichen eine Art der Raumerschließung, in der die sichtbaren und unsichtbaren Wirkkräfte ebenso wie die hörbaren und nicht-hörbaren thematisiert werden können. In einer vergleichbaren Herangehensweise arbeitet die Künstlerin und Musikerin Christina Kubisch, deren Interventionen sich ebenfalls auf Aspekte von Architektur, technische Spezifikationen und die Geschichte oder Nutzung ausgewählter Räume beziehen. Kubisch entwickelte solargesteuerte Techniken, mit denen sie Klänge und Klangfolgen je nach Lichteinfall modulieren konnte oder Induktionskopfhörer, mit denen sie Klänge aus Kabelstrukturen hörbar und zum Teil von Klangkomposition machte. Wie joeressen+kessner bezieht sie sich vielfach auf das Klang-Bild-Verhältnis: "Wenn ich zum Beispiel über das Unsichtbare arbeite, kann ich sowohl mit UV-Licht arbeiten als auch mit verborgenen elektromagnetischen Klangquellen. Es sind beides Elemente, die nicht sofort sichtbar oder hörbar sind. Aber dadurch, dass sie nicht greifbar und trotzdem vorhanden sind, haben sie etwas gemeinsam. Und so sehe ich, dass alles, was ich mache, auch wenn es sich in verschiedenen Richtungen manifestiert, zusammengehört." (2), erklärt Kubisch.
Bild und Klang Bild und Klang sind gleichberechtigte Materialien in den Interventionen von joeressen+kessner. Die Entwicklung von dialogischen Formprinzipien als Handlungsanweisung offener Rechenprozesse für den Entwurf von Bild-Klang-Räumen zeichnen die Arbeiten aus. In der transmedialen Arbeitsweise geht es nicht um synästhetische Äquivalente, sondern um Betrachtungsweisen, die den Interferenzen von Bild und Klang nachgehen. In dieser Herangehensweise vergleichbar ist der Künstler und Musiker Ryoji Ikeda, der ebenfalls mit Klang, Bild, Zeit und Raum experimentiert. Er orientiert sich an mathematischen Prinzipien, physikalischen Phänomenen und wissenschaftlichen Theorien. In seinen Installationen vernetzt er Raum und technisches Equipment mit Sinuswellen und Soundimpulsen, Lichtpixeln und Bildfragmenten zu dynamischen Daten-, Zahlen- und Bild-Systemen, die die audiovisuelle Korrespondenz neu formatieren. "The key is the composition", erklärt er. "I compose visual elements, sounds, colors, intensities, and data … I love to compose; I love to orchestrate all these things into one single art form – sometimes as a concert, sometimes as an installation, sometimes as public art, sometimes as film." (3) Dabei thematisiert er das Zusammenspiel zwischen menschlicher Wahrnehmung, wissenschaftlicher Erkenntnis und theoretischen Potentialen als offenes, semantisches System – so wie es auch joeressen+kessner beschäftigt.
Raum und Intervention Das Besondere an den Interventionen von joeressen+kessner ist, dass sie ortsgebunden sind. Sie beziehen sich auf die vorgefundene Architektur sowie die räumlichen und materiellen Bedingungen der Licht- und Schallbewegungen. In der Entwicklung ihrer Interventionen arbeiten sie an maßstabsgerechten Modellen, um die Auseinandersetzung mit Baustrukturen und Formprinzipien in ihrer Wechselwirkung wie in ihrer ästhetischen Dimension analysieren zu können, so dass die Produktionsphase vor Ort vorrangig durch die Präzisierung gekennzeichnet ist.
Mit 'ortsspezifisch' werden seit den 1960er Jahren künstlerische Praktiken beschrieben, die für oder in Verbindung mit dem Ort, an dem sie gezeigt werden, arbeiten. Der Blick auf den Ausstellungsort veränderte sich vom neutralen Display zum Gegenstand oder Material der Arbeit. Es entstanden raumbezogene Installationen oder ortsgebundene Interventionen, wobei 'ortsgebunden' meint, dass der Ort und die Arbeit untrennbar sind.
Als "das erste elektronisch-räumliche Environment, das Architektur, Film, Licht und Musik zu einem Raum und Zeit fusionierenden Gesamterlebnis verbindet" (4), beschreibt der Musik- und Medienwissenschaftler Golo Föllmer den Philips-Pavillon, der 1958 zur Weltausstellung in Brüssel realisiert wurde. Die künstlerische Leitung lag bei Le Corbusier. Er kooperierte mit Iannis Xenakis und Edgard Varèse. Golo Föllmer schreibt: "Zwei Tonbandkompositionen entstandenen dafür: "Poème électronique" von Edgard Varèse zielte auf eine intensive Verquickung von Raum- und Klangerfahrung. Die verwendeten synthetischen und konkreten Klänge wurden zu Le Corbusiers Film/Lichtprojektion mit Hilfe aufwändiger Lautsprechertechnik als Linien und Volumina im Raum bewegt." Akustischer Raum und Architektur, Lichtverhalten und Bilderzeugung sowie die ästhetischen Qualitäten, die sich mit den elektrischen Technologien einstellten, sollten zu einer neuen Synthese geführt werden. Im 21. Jahrhundert wurde dieses transmediale Zusammenspiel vom bewegtem Bild, lichten Körpern und elektronischen Klanggefügen – wie auch bei joeressen+kessner - um generative Datensysteme erweitert.
Echtzeit und Performativität In der audiovisuellen Medienkultur des 21. Jahrhunderts sind Audio- und Videodaten an die gleichen Informationsträger gebunden und auf beliebige Weise verknüpfbar. Diese Option für die künstlerische Synthese im digitalen Raum benennt Ron Ascott - in Anlehnung an den von Richard Wagner geprägten Begriff des 'Gesamtkunstwerkes' – als 'Gesamtdatenwerk' (5). Die digitalen Technologien ermöglichen die Zusammenführung von Klang und Bild in Environments, die in Echtzeit gerechnet werden. Heute lassen sich große Datenmengen in sehr kurzer Zeit erfassen und verarbeiten, auch solche die für den Menschen an sich nicht wahrnehmbar, nicht untersuchbar und nicht navigierbar sind. Digitale Systeme können Prozesse bis in formale, zeitliche und räumliche Details organisieren. Dabei steht es den Autor_innen offen, Informationen über eine Klaviatur, eine Tastatur oder via MIDI/OSC-Protokolle hinzuzufügen. Dabei findet im Prozess der Codierung ein kontinuierlicher Wechsel zwischen Analyse, Auftrag und Ausdruck statt und Programmierumgebungen wie Max/MSP oder SuperCollider integrieren Klang- und Partitursynthese in einem System. Die tradierte Trennung zwischen Entwicklung, Produktion und Aufführung wird aufgehoben und Aufzeichnung, Notierung und Abbildung werden in Echtzeit moduliert. In der künstlerischen Auseinandersetzung von joeressen+kessner werden die Formatierung dieser Prozesse und das Spiel mit offenen Mengen an Informationen und Daten zu einem Kompositionsprozess, in dem sie die Einsichten über den Ort und sein Interieur mit ihrer künstlerischen Vorstellung verweben.
Prozesshaftigkeit und Veränderlichkeit waren auch Themenstränge der Künstler_innen der ZERO-Generation. Lichtreliefs, Vibrationsbilder, Rasterbilder und Klangskulpturen nutzten technisch-mechanische Konstruktionen, Prozesse, ihren Rahmen und ihre Verläufe zu definieren und als wiederholbar und seriell anzulegen. "Wenn man die Werke aller Künstler betrachtet, die direkt oder indirekt an Zero beteiligt waren, dann fällt auf, dass alle seriell arbeiten. Und keiner hat Komposition gemacht. Bei den Musikern dieser Zeit war es ganz genauso. Ob das John Cage war, Karlheinz Stockhausen, Steve Reich oder Philip Glass – bei allen finden Sie reine, serielle Strukturen! Das hat uns sehr elektrisiert, dass wir anstelle von Komposition nun Strukturen, Energiefelder, Raster und serielle Reihungen gebracht haben." (6), beschreibt es der Künstler Heinz Mack im Rückblick.
Im Unterschied dazu geht es in der zeitgenössischen, generativen Kunst um offene Mengen. Nicht die Verbildlichung eines seriellen oder zeitlichen Prozesses, sondern Komplexität, Unüberschaubarkeit und Unabgeschlossenheit sind im künstlerischen Fokus. Dabei meint Echtzeit, dass die generativen Prozesse so schnell ablaufen, dass Rendering und Display zusammenfallen. Bildsysteme, wie wir sie aus Film, Video und Animation kennen, entstehen auf Hochleistungscomputern. Sie werden getrennt erzeugt, beleuchtet, gerechnet, nachbearbeitet und geschnitten, bevor sie zur Ausstrahlung kommen. Anders in Echtzeitprozessen – hier entstehen performative Systeme, die im Moment der Aufführung gerechnet werden und während der Laufzeit sich kontinuierlich erneuern.
Schnittstellen und Prozesse Ausgangspunkt der nicht nach Gewerken getrennten Arbeit von joeressen+kessner ist die untersuchende Betrachtung. Zu Beginn eines Entwicklungsprozesses - im gemeinsamen Sondieren und Nachdenken, im Gespräch, im Experimentieren und Erproben und unter verschiedenen Gestimmtheiten - erzeugen sie eine Multiplizität von Ideen, Bildern und Strukturen für den ausgewählten Ort. Sie bilden ein Netz miteinander verbundener Pfade und Spuren, die sich einander überlagern und immer wieder verzweigen. Entlang der Kreuzungspunkte der verschiedenen Ansätze entsteht eine temporäre Stabilität und es ist Teil ihrer künstlerischen Strategie, nach diesen Knotenpunkten zu suchen. Beziehungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Forschung und Darstellung, Evidenz und Öffentlichkeit werden dabei neu bestimmt. Sie experimentieren so lange bis sich ein Bild- und Klanggeschehen einstellt, dass der künstlerischen Forschung zur Anregung und Inspiration wird. Es verliert sich der theoretisch-konzeptionelle Ansatz und das ästhetische Geschehen übernimmt die Regie. So entstehen Performative, die Orte, Räume und audiovisuelle Zusammenhänge anders systematisieren.
Medien und Zeichen Der Prozess des Erkundens und Entwickelns changiert ständig vom Konkreten zum Allgemeingültigen, vom Spezifischen zum Grundlegenden, von Praxis zu Theorie und vice versa. Besonderes Augenmerk von joeressen+kessner gilt dem Prozess, wie ein Inhalt zu einem Zeichen wird, wie sich das Medium verhält, das das Zeichen transportiert und wie die Beschaffenheit des Erscheinungsraums Einfluss nimmt auf die Figuration des Zeichens. Sie betrachten Zeichen als abstrakte Einheit, in der ein Formativ und assoziierte Bedeutungen wechselseitig aufeinander bezogen sind. Wo sie zur Konvention werden und sich in ein System einreihen, entsteht Ausdruck, Sprache und Wissen und in der Art und Weise wie sie es tun, artikuliert sich Ästhetik. Einer vergleichbaren Idee folgt der Medientheoretiker Friedrich Kittler, wenn er davon spricht, dass in der Antike mit der Indienstnahme von Wachstafeln zum Notieren die Geschichte der abendländischen Philosophie beginnt. Kittler hat seine Analyse der Medien der Zeichenbildung und ihrer Bedeutung für die Inhalte in seinem 1986 veröffentlichten Buch 'Grammophon, Film, Typewriter' bis in Gegenwart der elektronischen Medien nachgezeichnet. "Medien bestimmen unsere Lage, die trotzdem oder deshalb eine Beschreibung verdient." (7) Kittler beschreibt den Computer als das Leitmedium der Kultur des 21. Jahrhunderts und referiert zu der untrennbaren Verbindung von Text und Bild: "Ohne Bilder wären Computer ein Spielzeug von Mathematikern geblieben" (8). Heute gibt es kaum ein wissenschaftliches Bild in der Nano-, Mikro- oder Makrodimension, das nicht computergestützt erzeugt wird. Das Verständnis der Welt und zugleich die Vorstellung von ihr werden heute durch die digitalen Zeichensätze formatiert.
Setzungen und Codierungen joeressen+kessners Zeichensätze aus Licht und Bild, Klang und Code werden als Texturen für Kubaturen und Kompositionen für Räume umgesetzt. Die Codierungen sind Handlungsanweisungen für sich selbstorganisierende Prozesse. Diese entfalten sich als relativ autonome Bewegungen, die sich an die je aktuellen Raum-Zeit-Bedingungen anlagern. Intentionalität und Nicht-Intentionalität erzeugen ein performatives Spiel. Das darin Unvorhersehbare verbindet ihre Arbeitsweise mit Ansätzen künstlerischen Positionen, die sich auf generative Prozesse beziehen. Dabei verzichten sie auf vorprogrammierte Standards ebenso wie auf jede Form von Presets und Plugins für ein höchstmögliches Maß an künstlerischer Autonomie. "Im Computer […] fallen, sehr anders als in Goethes 'Faust', Wort und Tat zusammen. Der säuberliche Unterschied, den die Sprechakttheorie zwischen Erwähnung und Gebrauch, zwischen Wörtern mit und ohne Anführungszeichen gemacht hat, ist keiner mehr. 'kill' im Kontext literarischer Texte sagt nur, was das Wort besagt, 'kill' im Kontext der Kommandozeile dagegen tut, was das Wort besagt, laufenden Programmen oder gar dem System selbst an." (9) In generativen Prozessen werden 'Command and Control' durch 'Networks of Influences' ersetzt. Der Künstler Alberto de Campo erläutert, dass sich das künstlerische Interesse auf die Prozesse bezieht, die zu komplex sind, um sie vollständig zu analysieren und die sich erst in der Interaktion nach und nach erschließen lassen (10).
Ordnung und Assoziation In den Arbeiten von joeressen+kessner artikuliert sich eine ästhetische Position, die in ihrer Eigenständigkeit fasziniert. Ihre Arbeiten sind Bild-Klang-Kompositionen an ausgewählten Orten. Der Ort ist nicht nur Teil ihres künstlerischen Materials, sondern essentielle Referenz in einer Art und Weise wie sie sehr selten anzutreffen ist. Analog zu Arbeitsformen digitaler Archive befragen und reflektieren sie Erscheinungsformen und Sinnverwandtschaften in einer Form einer 'Semantic Map' (11). Ihre Analyse gilt den architektonischen, (klang-)bildlichen und Zeichen-Qualitäten ebenso wie kulturgeschichtlichen, künstlerischen oder kunst-/musik-wissenschaftlichen Aspekten. Diese bilden den Referenzrahmen für ihre Kompositionen. Sie vernetzen Inhalte in einem audiovisuellen Bezugssystem, das sich – via Projektion - in den analogen Status quo einschreibt. Die Implementierung der digitalen Dimension geht einher mit Entgrenzungen und Auflösungen, die die Neuordnung von Zeichen, Zeichensatz und Zeichenqualität zulassen. Der physische Ort wird von einem architektonischen, räumlichen und zeitlichen System zu einem Netzwerk audiovisueller Beziehungen. In dieses dynamische Gefüge sind die Hör-, Seh- und Denkbewegungen der beiden Künstler_innen als ein Ariadnefaden eingefügt, um vertraute wie vergessene, historische wie zeitgenössische Zusammenhänge zu rekapitulieren. Es entstehen ortsgebundene Interventionen, die Wahrnehmen, Verstehen und Kategorisieren dieses Ortes in einer neuen Qualität ermöglichen, und die zugleich als audiovisuelle Werke Ausdruck außerordentlicher, visionärer Autonomie sind.
(1) Zielinksi, Siegfried: Archäologie der Medien. Rowohlt Verlag Reinbeck 2002. Seite 5.
(2) Fricke, Stefan: Klangkunst ist mein Leben – Interview mit Christina Kubisch, 21. November 2009. Musiktexte 131, November 2011, Verlag MusikTexte Köln 2011, Seite 61 bis 69. URL http://www.christinakubisch.de/images/text/Interview%20Fricke-Kubisch.pdf 5.12.2015
(3) Forrest, Nicolas: Ryoji Ikeda: Artistic Genius or Maths Magician? Blouinartinfo Australia 28. Juni 2013. URL http://au.blouinartinfo.com/news/story/922562/ryoji-ikeda-artistic-genius-or-maths-magician#sthash.yhaww4QK.dpuf 1.12.2015
(5) Ascott, Roy: Is There Love in the Telematic Embrace, 1990. In: Randall Packer, Ken Jordan (Hg.): Multimedia. From Wagner to Virtual Reality, New York-London 2001, Seite 307.
(6) Ackermann, Tim: Zero-Kunst – Wir hatten einfach keine Vorbilder mehr!. Zeit Online 31.3.2015. URL http://www.zeit.de/kultur/kunst/2015-03/zero-kunst-avantgarde-heinz-mack/komplettansicht 17.11.2015
(7) Kittler, Friedrich A.: Grammophon, Film, Typewriter. Brinkmann und Bose Berlin 1986, Seite 3
88) Kittler, Friedrich: Schrift und Zahl. Aus: Burda, Hubert + Maar, Christa: Iconic-Turn. Die neue Macht der Bilder, Köln 2004, Seite 201 http://www.theorie-der-medien.de/dateien/schr%20ter_rz1.pdf 21.10.2015
(9) Zitat nach: Arns, Inke: Read_me, run_me, execute_me. Medienkunstnetz 2007. Kittler, Friedrich: Die Schrift des Computers. A License to Kill, Berlin, Seite 2. URL http://www.medienkunstnetz.de/themes/generative-tools/read_me/ 13.8.2012
(10) De Campo, Alberto: Notizen zur Musikpraxis des 21. Jahrhunderts: Von command and control zu networks of influence. Auf: Tagespiegel.de, 9.11.2015. URL http://www.tagesspiegel.de/themen/elearning/prof-dr-alberto-de-campo-notizen-zur-musikpraxis-im-21-jahrhundert-von-command-and-control-zu-networks-of-influence/12552016.html 18.11.2015
(11) Vgl. Netzspannung.org - E-Teachung Plattform und Online-Archiv für Medienkunst: Das Semantic Map Interface, 26.8.2005. URL http://www.netzspannung.org/about/tools/semantic-map/ 12.7.2014
2021/22 reset: Transmedia-Echtzeitinstallation für das Dach der Galerie Münsterland, Emsdetten, im Kontext einer Gruppenausstellung mit Seet van Hout. Kuratorin: Ingrid Raschke-Stuwe
2018 carbon copy: Transmedia-Echtzeitinstallation für das Kulturhaus in Lüdenscheid, im Kontext von LICHTROUTEN 2018, KuratorInnen: Tom Groll, Bettina Pelz, Produktion: Lüdenscheider Stadtmarketing GmbH
2017 inKUBATOR Transmedia-Echtzeitinstallation für den generator, Medienkunstlabor des FB III Kunstgeschichte der Universität Trier, Eröffnung am 30. November 2017, Kuratoren: Andrea Günther M.A., Prof. Dr. Ulrike Gehring, Dr. Stephan Brakensiek, [K]
2017 IN.TER.FACE Transmedia-Echtzeitinstallation für das Rathaus von Halifax, Nova Scotia, Kanada, im Kontext von RESPONSIVE International Light Art Project Halifax, KuratorInnen: Bettina Pelz, Dr. Ralf Seippel, Peter Dyckhuis, Melanie Colosimo, Sarah Filmore
2017 par hasard Transmedia-Echtzeitinstallation für Fondouk Ben Ghorbel, Medina von Houmt Souk, im Kontext des internationalen Workshop SEE Djerba, 21. - 31. Juli 2017 als Teil der ART MATTERS-Serie initiert von Aymen Gharbi und Bettina Pelz
2016 L'ÉCRITURE DE L'ESPACE Transmedia-Echtzeitinstallation für die Kishlet el-Morjeni (INP), 55, rue Zitouna, im Kontext des Internationalen Lichtkunstprojektes 'Interference' in der Medina von Tunis, Tunesien, Kuratoren: Bettina Pelz, Aymen Gharbi
2016 MOND ÜBER TUNIS Transmedia-Echtzeitinstallation für Dar Ben Achour, 52 rue du Pacha, im Kontext des Internationalen Lichtkunstprojektes 'Interference' in der Medina von Tunis, Tunesien, Kuratoren: Bettina Pelz, Aymen Gharbi
2015 MONTE SANT'ANGELO Transmedia-Echtzeitinstallation für Sankt Michaelis, Hildesheim, im Kontext des Internationalen Lichtkunstfestivals 'Lichtungen', Hildesheim 2015, Künstlerische Leitung: Bettina Pelz, Produktion: Hildesheim Marketing GmbH, [K]
2015 AVREA PRIMA Transmedia-Echtzeitinstallation für 7 Gärfässer und einen Gewölbekeller, Weingut Landenberger, Mainz, im Kontext von '3 x klingeln', Kultursommer Rheinland-Pfalz 2015, Kuratoren: Günter Minas, Christiane Schauder [K]
2014-2015 kP_1410_00 Transmedia-Echtzeitinstallation für Rune Mields, im Kontext der Ausstellung 'Nexus II – Zeitgenossen im Dialog mit der Sammlung des Mittelrhein Museums Koblenz', Kuratorin: Barbara Kemmer, [K]
2014 EXEC, Transmedia-Installation für die Sayner Hütte, im Kontext der Ausstellung 'Welt in Schwarz und Weiß - Expressionismus als Gesamtkunstwerk', Denkmalareal Sayner Hütte, Bendorf, Kuratorin: Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach
2013 CROSS OVER, dynamische Licht-Kunst-Intervention für die Hauptfassade des Niedersächsischen Landesmuseums in Hannover, im Rahmen des eingeladenen Wettbewerbs 'Hauslicht' für die Niedersächsische Landesausstellung 2014, 2. Preis, [K]
2013 GROW, Transmedia-Echtzeitinstallation für den Spiegelsaal Burg Namedy, im Kontext der Veranstaltung '10 Jahre Kunst im Park', Namedy 2013, Kultursommer Rheinland-Pfalz, [K]
2013 POST SCRIPTUM konzertante Transmedia-Arbeit im Kontext der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Möhnekatastrophe am 17. Mai 2013, Kaiserhaus, Arnsberg-Neheim, Kurator: Peter M. Kleine, [K] [DVD]
2012 INBETWEEN Transmedia-Echtzeitinstallation für den Kulturbau des Forum Confluentes, Koblenz, im Kontext der Einweihung des Zentralplatzes in Koblenz
2012 WIDOWTransmedia-Echtzeitinstallation für die Werkstatt der Künstlerin Eva-Maria Enders, im Kontext der 'Langen Nacht der Museen 2012', Koblenz, [E]
2012 VOLUME, Transmedia-Echtzeitinstallation für die Werkstatt der Künstlerin Eva-Maria Enders, im Kontext der 'Langen Nacht der Museen 2012', Koblenz, [E]
2012 WALL Transmedia-Echtzeitinstallation für die Werkstatt der Künstlerin Eva-Maria Enders, im Kontext der 'Langen Nacht der Museen 2012', Koblenz, [E]
2010-2011 CURTAIN CALL Transmedia-Echtzeitinstallation für 365 Tage, die kunstbar, Köln, [E]
2010 CLOSE ENCOUNTER Transmedia-Echtzeitinstallation für das SANAA-Gebäude auf dem Gelände des Weltkulturerbes Zollverein, Essen, zur Eröffnung der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010, Kuratorin: Bettina Pelz, [DVD]
2009 HOMMAGE TO THE SQUARETransmedia-Echtzeitinstallation, St. Catharinakerk, Eindhoven (NL), im Kontext des internationalen Lichtfestivals 'GLOW: Forum of Light in Art and Architecture', Eindhoven 2009, Kuratoren: Bettina Pelz, Tom Groll
2009 DIALOGUS MIRACULORUM Transmedia-Echtzeitinstallation, Kloster Wedinghausen, Arnsberg, im Kontext des interkommunalen Kulturprojekts 'AufRuhr', Kurator: Peter M. Kleine, [E]
2008 GAP LOUNGE transmediale Rauminstallation, Villa Ingenohl, Bonn, im Kontext der Ausstellung 'Blick zurück nach vorn', Montag Stiftung Bildende Kunst, Bonn, Kuratorin: Ingrid Raschke-Stuwe, [K]
2007 STILL Transmedia-Echtzeitinstallation, Bartholomäuskapelle Paderborn, im Kontext der Ausstellung 'Tatort Paderborn - Irdische Macht und himmlische Mächte', Paderborn, Kuratorin: Ingrid Raschke-Stuwe, [K] [DVD]
2005 RUBBER SOUL Echtzeit-Videoinstallation, im Kontext der Ausstellung 'Vorschau', Galerie Noack, Mönchengladbach
2005 T.MOV Kunst am Bau-Konzept für die zentrale Halle der Generaldirektion der Telekom, Bonn, [P]
2004 CY NET art_04, Internationales Festival für Medienkunst Dresden, Festspielhaus Hellerau, [K] [Transmedia-CD]
2004 HIER UND JETZT - Aktuelle Kunst in Hamm und der Region Westfalen, Gustav-Lübcke-Museum, Hamm, [K]
2004 TAKE ME TO YOUR LEADER Echtzeit-Licht-Kunst-Konzept für ein Kaufhaus am Kennedyplatz, Essen, [P]
2003 SCALA transmediale Rauminszenierung, Galerie Steinacker, Koblenz, im Kontext der '3. Koblenzer Museumsnacht', [E] [DVD]
2002 KORSO, Kunstkonzepte für die Kortumachse Bochum, im Rahmen des eingeladenen Gutachterverfahrens 'Kortumachse, Bochum', in Zusammenarbeit mit Rübsamen+Partner Architekten, Kipar Landschaftsarchitekten, [Transmedia-CD]
2002 SELBST-SELBST Video-Installation für zwei Beamer, Museum Baden, Solingen, im Kontext der Ausstellung 'EVA-MARIA JOERESSEN - Lichtobjekte und Raumarbeiten 1991-2001', Museum Baden, Solingen, [E] [K]
2002 IM AUGENBLICK Video-Installation im Rahmen der Ausstellung 'Nexus - Künstler im Dialog mit alten Meistern', Mittelrhein-Museum Koblenz, Kuratorin: Anneli Karrenbrock, [K] [Transmedia-CD]
2001 .MOVE.. - Transitorisch-dynamische Kunstkonzepte für den Innen- und Außenraum, [P] [Transmedia-CD]
2001 RADICAL ARCHITECTURE II: HOMO MOBILIS, Kongress junger europäischer ArchitektInnen, Begleitausstellung, Museum für Angewandte Kunst, Köln
2001 DIE NEUEN U-BAHNHÖFE DER WEHRHAHNLINIE, Ausstellung zum Wettbewerb, Rathaus Düsseldorf, [K]
2001 TRANSIT Kunst am Bau-Konzept für die U-Bahnhöfe der Wehrhahnlinie, Düsseldorf, eingeladener Wettbewerb, in Zusammenarbeit mit Schaller/Theodor Architekten und Schilling Architekten, Köln, [P] [Transmedia-CD]
kontraste
kontraste, 2023 Transmedia-Echtzeitinstallation zum 150-jährigen Jubiläum der Villa Hügel, Essen
5 Beamer, 6 Lautsprecher, mehrkanaliger Klang, Computer und Live-Elektronik
Doppel-Projektion auf Nord- und Südfassade: Nord-Projektion: ca. 130 x 20 m (B x H) Süd-Projektion: ca. 90 x 20 m (B x H)
11. Februar 2023 - 25. März 2023
auf Einladung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, kuratiert von Bettina Pelz
Was kontraste nicht ist
kontraste beleuchtet nicht, kontraste erleuchtet nicht Falls der Begriff des Leuchtens unbedingt verwendet werden soll, dann durchleuchtet kontraste die Villa Hügel.
kontraste ist keine Umhüllung, kontraste ist keine Verhüllung Es geht um Enthüllung: es wird nichts abgedeckt oder verdeckt, sondern kontraste lenkt den Blick auf unterschiedlichste Bereiche, um Verborgenes zu entdecken, Unbeobachtetes ans Licht zu bringen.
kontraste ist keine Collage mit digitalisierten Archivmaterialien Voraussetzung für die Konzeption einer neuen Arbeit ist stets eine umfassende Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten Aspekten des jeweiligen Orts. Gerade ein historisch so aufgeladenes Bauwerk wie die Villa Hügel fordert dies als zwingende Grundlage. Das Ergebnis unserer Recherchebemühungen zum Thema Villa Hügel gipfelt aber nicht in der Verwendung gefundener Materialien, sondern in der Entwicklung eines eigenständigen, abstrakten, digitalen Organismus. So verändert sich kontraste über die Dauer von 6 Wochen permanent und tritt in einen vielfältigen Dialog mit dem Gebäude ein.
kontraste ist keine Dekonstruktion Das Ziel von kontraste liegt in der Konstruktion, im Zusammenführen unterschiedlichster, kontrastierender Elemente. Als Beispiel sei der Kontrast von Nord- und Südfassade genannt: Sie bilden zwei Pole, die nicht unterschiedlicher sein können, sie werden aber in der Erinnerung der Besucher in einer Synthese zusammengeführt.
kontraste ist kein Licht-Kunstwerk kontraste verwendet Licht und Schall zur Schaffung einer Bild-Klang-Installation, die zu sehen, zu hören, in ihrer Gesamtheit zu erleben ist. Eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit den physikalischen Phänomenen Licht und Schall ist kein Thema von kontraste. Für kontraste sind Licht und Schall reine Materialien, reiner Zweck zum Sinn.
Die ausgewählten Fotobeispiele sind im Januar 2023 bei den Vorbereitungen zu kontraste an einem Modell entstanden. Es sind stumme Momentaufnahmen, die nur enige Aspekte der fertigen Arbeit zeigen (können).
Die Installation, die in Essen von Februar bis März zu erleben sein wird, ist gekennzeichnet durch eine stringente Verbindung von Bild, Klang und Gebäude in permanenter Transformation.
Das Vokabular der Bildsprache von kontraste - Punkte, Koordinaten, die sich zu Linien verbinden, die zu Kurven gebogen werden, um komplexe Strukturen zu bilden, ist in den fünf Momenten exemplarisch dargestellt.
inKUBATOR, 2017/2018 Transmedia-Echtzeitinstallation für den >>generator.medienkunstlabor im ehemaligen Kohleheizkraftwerk Campus II Universität Trier
4 Beamer, 4 Lautsprecher, mehrkanaliger Klang, Computer und Live-Elektronik Raummaße: ca. 30 x 30 x 7,3 m (B x T x H), Projektion: max. ca. 23 x 23 x 7,3 m (B x T x H)
30. November 2017 - 31. März 2018
kuratiert von: Andrea Günther, Ulrike Gehring, Stephan Brakensiek
Die Abbildungen zeigen: • die Grundrisse EG und UG des >>generator mit eingetragenen Funktionsbereichen, Standorten der Audioanlage, Beamerpositionen sowie jeweils eingetragenen Lichtkegeln der Beamer. Die grünen Bereiche sind dem Publikum begehbar. • 3 Fotos des Bestandes • an einen potenziellen Rundgang angenäherte Fotofolge
Das Lichtrequisit könnte zu zahlreichen optischen Feststellungen ausgewertet werden, und es scheint mir richtig, diese Versuche planmäßig weiterzuführen als Weg zur Licht- und Bewegungsgestaltung. László Moholy-Nagy: Licht-Raum-Modulator. Zitiert nach: http://www.medienkunstnetz.de/werke/licht-raum-modulator/
inKUBATOR
_ist eine dynamische, kinetisch-akustische Licht-Raum-Inszenierung, die ausschließlich den Ort an sich darstellt
_öffnet die black box des ehemaligen Kohleheizkraftwerks und untersucht deren immanente (Raum-)Strukturen, Geflechte und Beziehungen auf dem Weg einer sich permanent wandelnden Durchleuchtung ohne die Verwendung externen Materials
_reflektiert den konkreten Ort durch die Konfrontation mit Licht-Klang-Flächen, die differenzierteste Raumantworten hervorrufen
_reflektiert elementare Raumerfahrung auf der Grundlage der Verschränkung von Ort, Licht, Schatten, Klang, Veränderung, Vordergrund, Hintergrund, Sichtbarem und Unsichtbarem
_Fazit: Auf der Basis einer systematischen Verwendung von Licht und Klang thematisiert inKUBATOR Raum: Licht trifft Ort, Klang trifft Material - das Resultat ist eine existentielle Erfahrung von Raum. So transformiert inKUBATOR das ehemalige Kohleheizkraftwerk in ein Raumlabor, das aus dem Ort entsteht, mit dem Ort interagiert, in seinen Resultaten über den konkreten Ort hinaus verweist.
In der transmedialen Verschränkung von Ort, Licht, Schatten und Klang, im wechselnden Fokussieren des Blicks auf Vordergrund und Hintergrund, in Verschiebungen zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem verweist der inKUBATOR auf das Verborgene und Unbekannte. Dem Prinzip eines Inkubators folgend, erzeugen die Künstler laborartige Bedingungen, die von der Außenwelt abgeschlossen sind und unter denen eine neue Raumerfahrung entstehen kann. Eva-Maria Joeressen und Klaus Kessner reflektieren damit auch die Funktion des »» generators als kuratorische Plattform, auf der immer wieder neue Kunstwerke entstehen. Andrea Günther (zitiert aus der Presseinformation)
in.ter.face, 2017 Transmedia-Echtzeitinstallation für das Rathaus von Halifax, Nova Scotia, Kanada
2 Beamer, 4 Lautsprecher, mehrkanaliger Klang, Computer und Live-Elektronik Projektion: max. 42,80 x 11 m (B x H)
im Kontext von RESPONSIVE International Light Art Project Halifax 18. – 21. Oktober 2017
KuratorInnen: Bettina Pelz, Ralf Seippel, Peter Dyckhuis, Melanie Colosimo, Sarah Filmore
Die Abbildungen zeigen: • screenshots des grafischen outputs aus bis zu sieben layern • Aufriss des Rathauses mit eingetragenem Projektionsbereich • Tagansicht des Rathauses • Totalen der Installation im städtebaulichen Kontext • Details der Projektion
Die Schnittstelle oder das Interface (engl. Grenzfläche) ist der Teil eines Systems, welches der Kommunikation dient. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Naturwissenschaft und bezeichnet die physikalische Phasengrenze zweier Zustände eines Mediums. Er beschreibt bildhaft die Eigenschaft eines Systems als Black Box, von der nur die "Oberfläche" sichtbar ist, und daher auch nur darüber eine Kommunikation möglich ist. Zwei benachbarte Black Boxes können nur miteinander kommunizieren, wenn ihre Oberflächen "zusammenpassen". Daneben bedeutet das Wort "Zwischenschicht": Für die beiden beteiligten Boxes ist es ohne Belang, wie die jeweils andere intern mit den Botschaften umgeht, und wie die Antworten darauf zustande kommen. Die Beschreibung der Grenze ist Teil ihrer selbst, und die Black Boxes brauchen nur die ihnen zugewandte Seite zu kennen, um die Kommunikation zu gewährleisten. Das entspricht der lateinischen Wortherkunft inter "zwischen" und facies "Aussehen", (engl. face "Gesicht"). Zitiert nach Wikipedia "Schnittstelle". 03.11.2017
Bettina Pelz, chief artistic curator, states: “Temporary exhibition formats in public space have a longstanding tradition in the arts. They respond to a world in constant change and have become an essential rendezvous point to display and to discuss contemporary art. Temporary interventions experiment with given situations, existing architectures, sensory perception and allegorical associations. In projects, biennials and festivals with focus on light, they show how architectural ensembles, urban spaces and known sites can become part of an artwork. joeressen+kessner have created a project especially for Halifax’s city hall. This work combines light, sound and an analysis of the spacial, temporal and cultural qualities of the building’s environment. It utilizes the dynamics of our city hall’s unique aesthetic, architecture and history for a site-specific audio and projected work.”
Socrates states: "The discovery of the alphabet will create forgetfulness in the learners' souls, because they will not use their memories; they will trust to the external written characters and not remember of themselves… Your give your disciples not truth but only the semblance of truth; they will be heroes of many things, and will have learned nothing; they will appear to be omniscient and will generally know nothing." Platon: Phaidros. Zitiert nach Marshall McLuhan, Quentin Fiore: The Medium is the Massage. Penguin Books. Toronto, 1967. S. 113
par hasard, 2017 Transmedia-Echtzeitinstallation für Fondouk Ben Ghorbel, Medina von Houmt Souk im Kontext des internationalen Workshops SEE Djerba 21. - 31. Juli 2017 in Houmt Souk, Djerba, Tunesien als Teil der ART MATTERS-Serie initiiert von Aymen Gharbi und Bettina Pelz
1 Beamer, 2 Lautsprecher, mehrkanaliger Klang, Computer und Live-Elektronik Patiomaße (2-geschossig): 17,60 x 14,20 x 6,20 m (L x B x H) lichtes Maß: 14,20 x 10,80 x 6,20 (L x B x H) Projektion (Abwicklung): max. 10,80 x max. 8,70 m (B x H/T)
Die Abbildungen zeigen: • Tagansicht des 2-geschossigen Innenhofes • Stirnseite mit Projektionsbereich • Ansichten der Totale von vorne und leicht seitlich
Das Thema von par hasard ist 'Kommunikation'. Kommunikation im erweiterten Sinne war - bei aller ethnischen, kulturellen und religiösen Unterschiede der Menschen, die auf Djerba lebten und leben - gepaart mit großer Toleranz dem Anderen und Fremden gegenüber der Schlüssel zum Erfolg und nicht zuletzt der Freundlichkeit, die noch heute - trotz Massentourismus und damit verbundener Probleme - deutlich zu spüren ist.
Ort Als besondere Orte der Kommunikation können die 'Fondouks', die Karawansereien in Houmt Souk angesehen werden. In diesen zweigeschossigen Anlagen fanden die Händler, deren Waren und Tiere eine komfortable, temporäre Bleibe. Von den einst 25 Fondouks hat aber einzig Fondouk Ben Ghorbel unbeschadet und (fast) ursprünglich betr. Architektur sowie Nutzung die Jahrhunderte überlebt. "... Les fondouks de ce centre commercial [Houmt Souk] sont toujours fréquentés par les marchands alexandrins, européens, turcs et tunisiens. ... Tous ces commerçants chrétiens, juifs et musulmans se trouvent réunis dans ces fondouks pour s'approvisionner; les Vénitiens viennent pour le sel et les fruits, les autres achètent de l'huile, de la poterie et surtout des lainages ..." (1) Mit diesem besonderen Ort Fondouk Ben Ghorbel tritt die Projektion in Interaktion.
Projektion Das Interventionsmaterial von par hasard ist das geschriebene und gesprochene Wort. Das Vokabular beinhaltet 15 einfache Worte, jeweils in arabisch und in französisch. Diese Worte werden nicht benutzt um konkrete Botschaften zu übermitteln, sondern sie bilden die Bausteine der künstlerischen Sprache. Die Projektion besteht aus sechs Ebenen mit audio-visuellem Inhalt, verteilt auf drei mal zwei Gruppen. Jede dieser miteinander verwobenen Gruppen enthält dasselbe geschriebene und gesprochene Wort, eine Ebene auf arabisch, die andere Ebene auf französisch.
Zwei alternierende und kontrastierende Hauptprozesse lenken die Entwicklung in der Zeit. Ein Prozess projiziert und transformiert die jeweils aktuellen Worte auf einen dreidimensionalen Ellipsoiden der Teile des Bodens und eine Stirnseite von Fondouk Ben Ghorbel bedeckt. Die Gestik dieses Prozesses ist extrem non-linear und flüchtig. Der andere Prozess benutzt einen zweidimensionalen Schirm mit langsamen Oszillazionen zwischen Worten, Sprachen und unterschiedlichen Stufen der Lesbarkeit.
Der geschriebene und gesprochene Inhalt ist auf verschiedene Weise miteinander gekoppelt. Am Augenscheinlichsten wird dies durch die Verbindung von Sichtbarkeit und Lautstärke.
Die konkrete Erscheinung der Projektion wird auf der Grundlage von Wahrscheinlichkeitsgesetzen gerechnet und verbindet sich mit der Architektur in par hasard auf immer neue Art und Weise.
Titel Das französische Wort 'hasard' ist abgeleitet vom arabischen Wort 'yasara', was 'Würfeln' bedeutet.
----------------------------- (1) Léon l'Africain (1.H.16.Jh.). Zit. nach: Foued Rais: Si Djerba m'était contée..., 2010. S. 85f. dt.: Die Karawansereien dieses Handelszentrums [Houmt Souk] sind immer gut besucht von alexandrinischen, europäischen, türkischen, tunesischen ... Händlern. All diese christlichen, jüdischen und muslimischen Geschäftsleute sind hier versammelt, um sich mit Waren einzudecken; die Venezianer kommen wegen des Salzes und der Früchte, die anderen kaufen Öl, Töpferwaren und vor allem Wollwaren.
par hasard, 2017 Installation transmedia en temps réel pour Fondouk Ben Ghorbel, Medina de Houmt Souk Dans le cadre de l'atelier international SEE Djerba Du 21 au 31 juillet 2017 à Houmt Souk, Djerba, Tunisie Faisant partie de la série ART MATTERS initiée par Aymen Gharbi et Bettina Pelz
1 vidéoprojecteur, 2 haut-parleurs, son multi-canal, ordinateur et électronique temps réel
Dimensions du patio (2 étages): 17,60 x 14,20 x 6,20 m (L x l x H) Projection (exécution): max. 10.80 x max. 8,70 m (L x H/P)
Les images représentant: • Vue en plein jour de la cour intérieure à 2 étages • Mur frontal avec zone de projection • Vues de la totale de l'avant et légèrement sur le côté
Le sujet de par hasard est la 'communication'. La communication au sens large était - malgré toutes les différences ethniques, culturelles et religieuses des Hommes qui ont vécu et vivent à Djerba – accouplée à la grande tolérance vis-à-vis des autres et des étrangers : la clé du succès et surtout la convivialité qui existe encore aujourd'hui - malgré le tourisme de masse et les problèmes associés – la communication est clairement ressentie.
Endroit Les fondouks, les caravansérails à Houmt Souk peuvent être considérés comme des lieux de communication privilégiés. Dans ces enceintes à deux étages, les marchands, leurs marchandises et leurs animaux ont trouvé un endroit confortable et temporaire où séjourner. Sur les 25 fondouks, seul Fondouk Ben Ghorbel a survécu indemne et (presque) à l'origine en matière d'architecture et d'usage à travers les siècles. "... Les fondouks de ce centre commercial [Houmt Souk] sont toujours fréquentés par les marchands alexandrins, européens, turcs et tunisiens. ... Tous ces commerçants chrétiens, juifs et musulmans se trouvent réunis dans ces fondouks pour s'approvisionner; les Vénitiens viennent pour le sel et les fruits, les autres achètent de l'huile, de la poterie et surtout des lainages ..." (1)
La projection interagie avec ce lieu spécial - Fondouk Ben Ghorbel.
Projection Le matériel d’intervention de par hasard est le mot en lui-même écrit et parlé. Le vocabulaire contient 15 mots simples, chacun en arabe et en français. Ces mots ne sont pas utilisés pour transmettre des messages concrets, mais ils composent les éléments constitutifs du langage artistique de l’œuvre. La projection se compose de six composants avec un contenu audiovisuel, divisés en trois fois de deux groupes. Chacun de ces groupes entrelacés contient le même mot écrit et parlé, un composant en arabe et l'autre composant en français. Deux alternant et contrastant processus principaux guident le développement de la projection dans le temps. Un processus projette et transforme les mots actuels du moment en un ellipsoïde tridimensionnel des parties du fond et une face frontale couverte de Fondouk Ben Ghorbel. Les gestes de ce processus sont extrêmement non-linéaires et fugaces. L'autre processus utilise un écran bidimensionnel avec des oscillations lentes entre les mots, les langues et différents degrés de lisibilité.
Le contenu écrit et parlé est couplé de différentes manières. Visiblement ceci est fait par la combinaison de la visibilité et du volume sonore.
L'apparence concrète de la projection est calculée sur l’assisse des lois de la probabilité et se connecte à l'architecture de par hasard de manière toujours nouvelle.
Titre Le mot français «hasard» est dérivé du mot arabe «yasara», qui signifie «dés».
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(1) Léon l'Africain (1ére moitié du 16ème siècle). Extrait de: Foued Rais: Si Djerba m'était contée ..., 2010. P. 85-86
Mond über Tunis, 2016 Transmedia-Echtzeitinstallation für Dar Ben Achour, 52, Rue du Pacha, Bibliothek der Stadt Tunis, Sitz der Association Tunisienne Monuments et Sites
1 Beamer, 2 Lausprecher, mehrkanaliger Klang, Computer und Live-Elektronik Patiomaße: 9,20 x 6,50 x 10,00 m (L x B x H) lichtes Maß: 7,65 x 6,50 (L x B) Projektion: Ø 6,10 m
im Kontext des Internationalen Lichtkunstprojektes INTERFERENCE 1. - 4. September 2016 in der Medina von Tunis, Tunesien Kuratoren: Bettina Pelz, Aymen Gharbi
Die Abbildungen zeigen: • 3 Tagansichten des 2-geschossigen Innenhofes • Plan mit Grundriss EG (samt Erschließung) sowie Schnitt. Die blauen Bereiche sind für das Publikum zugänglich. • Fotofolge: 2 x Totale, 12 x Zoom, 1 x Montage von 49 Monden
Ort Dar Ben Achour wurde als Stadtpalais im 17. Jh. von Ben Achour erbaut und ist heute Sitz der städtischen Bibliothek von Tunis sowie Hauptsitz der Association Tunisienne Monuments et Sites. Der Gebäudekomplex folgt der Typologie des tunesischen Patrizierhauses: Um einen oder mehrere Innenhöfe gruppieren sich die Wohn- und Lagerräume. Die Erschließung von der Straße aus erfolgt über eine Abfolge von Antichambres, die in Art einer Schikane die Einsicht in das Innere des Hauses, den Patio, verhindern: Familie, Hab und Gut entziehen sich den Blicken der Passanten. Diese introvertierte, poetische Atmosphäre des Patios wird durch die freien Formulierungen der unterschiedlichen Seiten sowie der im Vergleich zur Grundfläche (ca. 48 qm) enormen Höhe von annähernd 10 Metern gestärkt, womit die aktuelle Nutzung von Haus Ben Achour als Bibliothek und kulturellem Treffpunkt der Medina mehr als passend gewählt erscheint. Fläche Die Bildsprache von Mond über Tunis ist in ihrem Ursprung flächig und zeigt nur zwei Elemente: Strich und Punkt. Aus diesen beiden Komponenten werden mehrere Alphabete entwickelt, deren Buchstaben, wie die Typen des Buchdrucks durch Position und Kombination des graphischen Vokabulars auf einem festen Raster entstehen. Durch die Wahl eines Alphabets, die Wahl der Buchstaben und die Wahl der Schriftgrößen werden diese abstrakten Lettern zu Seiten, zu Druckbögen zusammengesetzt. Diese Druckbögen sind einem kontinuierlich fließenden Wandel unterworfen: sie werden bewegt, vergrößert, verkleinert, gestaucht, gespreizt, werden durch neue Seiten ersetzt, von anderen Seiten überlagert, wiederholen vorherige Inhalte. Raum In einem zweiten Schritt wird Fläche zu Raum, indem der sich in der Zeit verändernde, zwei-dimensionale content auf dem Mantel einer rechnerinternen Kugel abgebildet wird. Diese komplex beschriftete Membran befindet sich in einer permanenten, langsamen Rotation um die drei Achsen der Kugel. Die Wirkung der einzelnen Achsen wechselt ständig in ihrer Gewichtung. Die so entstehenden weichen, unvorhersagbaren Roll-Bewegungen bilden, zusammen mit der beschriebenen Wandlung der Druckbögen, die vier-dimensionale, raum-zeitliche Typographie von Mond über Tunis. Projektion Das Ergebnis dieses zweistufigen Prozesses wird dem Patio von Dar Ben Achour im oberen Bereich seiner schlichten, planen Schmalseite eingeschrieben. Die projizierte Kugel ist so positioniert, dass sie aufgrund der Wandstruktur in zwei (Mond-)Hälften geteilt wird: eine weiße und eine blaue. Die Synthese von statischem Untergrund und dynamischem Vordergrund und die daraus resultierende Brechung der Illusion ist ein entscheidender Aspekt von Mond über Tunis. Klang Die Klangsprache von Mond über Tunis besteht aus vielen individuellen, interagierenden Partikeln. Sie bilden Komplexe aus Tonhöhen, Rhythmen und Klangfarben, die sich in Gestalt und Gestaltung an natürlichen, außermusikalischen Phänomenen wie Wind, Regen oder Feuer orientieren. Bild und Klang entstehen synchron und sind in erster Linie über Lautstärke und Dichte miteinander verknüpft. Beide Signale entstehen rein digital und werden in Echtzeit generiert. Mond über Tunis Die Installation besteht in ihrer zeitlichen Gestaltung aus zwei, nach gleichen Prinzipien entstehenden optisch-akustischen Ebenen. Eine Ebene bespielt die gesamte Kugeloberfläche und nutzt die Möglichkeit der Durchsicht, aber auch die reine Aufsicht. Die andere Ebene wiederholt in ihrer Sichtbarkeit die kompletten Mondphasen von Neumond, zunehmendem Mond, Vollmond und abnehmendem Mond. Sie verwendet nur die Aufsicht. Die beiden Ebenen sind von einander unabhängig und beginnen/enden mit langsamen Blenden.
Projiziert wird eine tönend-bewegte Kugel, der Mond über Tunis entsteht erst durch den Betrachter.
Mond über Tunis (Lune au dessus de Tunis) Installation transmédia en temps-réel pour Dar Ben Achour, 52 rue du Pacha, Bibliothèque de la ville de Tunis, Siège de l’association Tunisienne monuments et sites.
1 vidéoprojecteur, 2 haut-parleurs, son multi-canal, Ordinateur et électronique temps réel Dimension du patio: 9,20 x 6,50 x 10,00 m (L x l x H) Hauteur libre: 7,65 x 6,50 (L x l) Projection: Ø 6,10 m
Dans le contexte d’INTERFERENCE projet international de l’art de la lumière 1.– 4. Septembre 2016 dans la Medina de Tunis, Tunisie Curateurs: Bettina Pelz, Aymen Gharbi
Les images représentant: • 3 vues en plein jour de la cour à 2 étages • Plan avec le rez-de-chaussée du plan d'étage (y compris le développement durable) ainsi que la section. Les zones blues sont accessibles au public. • Séquence d’images: 2 x total, 12 x zoom, 1 x assemblage de 49 lunes
Endroit Dar Ben Achour était bâti en tant que palais de la ville au 17éme siècle par Ben Achour et elle est aujourd’hui siège de la bibliothèque nationale de Tunis de même que siège principal de l’association Tunisienne monuments et sites. Le complexe immobilier suit la typologie de la maison patricienne tunisienne: Les pièces de vie et les entrepôts de stockage sont regroupés autour d’une ou plusieurs cours intérieure. La scénographie de la rue se fait à travers une série d'antichambres, qui à la manière d'une chicane empêche le discernement dans l'intérieur de la maison et dans le patio: famille, biens, et richesse échappent aux regards des passants. Cette atmosphère introvertie et poétique du patio est renforcée par les formulations libres des différents côtés ainsi que l’énorme hauteur d’environ 10 mètres par rapport à la surface de base (environ 48 mètres carrés), avec qui l’actuelle utilisation de la maison Ben Achour comme bibliothèque et lieu de rencontre culturel de la Medina semble plus qu’approprier.
Superficie Le langage visuel de Mond über Tunis est plat dans son origine et ne montre que deux éléments: trait et point. A partir de ces deux composants, plusieurs alphabets sont développés dont les lettres, comme les types de typographie sont créés par la position et la combinaison du vocabulaire graphique sur une grille fixe. En choisissant un alphabet, le choix des lettres et le choix des tailles de caractères composent ses lettres abstraites en pages et en feuilles imprimées. Ces feuilles sont soumises à un flux continu de changement: elles sont déplacées, agrandies, réduites, compressées, étalées, remplacées par de nouvelles pages, superposées par d’autres pages, répètent le contenu précédent.
Espace Dans une deuxième étape, la superficie devient espace en transformant le contenu bidimensionnel variable dans le temps, représenté sur le manteau d’une sphère interne à l’ordinateur. Cette membrane complexe se situe en rotation lente et permanente autour des trois axes de la sphère. L'effet des axes individuels change constamment dans leur pondération. Les mouvements de roulement doux et imprévisibles qui en résultent, ainsi que la transformation décrite des feuilles imprimées, forment la typographie spatio-temporelle quadridimensionnelle de Mond über Tunis.
Projection Le résultat de ce processus à deux étapes est inscrit sur le patio de Dar Ben Achour au sommet de son plan simple et étroit. La sphère projetée est positionnée de telle sorte qu'elle est divisée en deux moitiés (lunaires) en raison de la structure murale: une blanche et une bleue. La synthèse de l'arrière-plan statique et du premier plan dynamique et la réfraction résultante de l'illusion est un aspect crucial de la Mond über Tunis.
Son Le langage sonore de Mond über Tunis consiste en de nombreuses particules individuelles en interaction. Ils forment des complexes d’hauteurs de son, de rythmes et de timbres, qui sont orientés dans la forme et la conception vers des phénomènes naturels et extra-musicaux tels que le vent, la pluie ou le feu. L’image et le son se produisent de manière synchrone et sont principalement liés l’un à l’autre par le biais du volume et la densité. Les deux signaux sont purement digitaux et sont générés en temps réel.
Lune au dessus de Tunis L’installation consiste en sa conception temporelle de deux composants, produit sur la base des mêmes principes optiques-acoustiques. Un composant joue de toute la surface de la sphère et utilise la possibilité de la transparence mais aussi de l’opacité pure. L'autre composant répète dans sa visibilité les phases de lune complètes de la nouvelle lune, la lune croissante, la pleine lune et la lune décroissante. Il utilise seulement l’opacité. Les deux composants sont indépendants l'un de l'autre et commencent/finissent avec de lent fondus enchaînés.
Projeter serai une boule sonore mouvementée, la Lune au dessus de Tunis est créée uniquement par le spectateur.
l'écriture de l'espace, 2016 Transmedia-Echtzeitinstallation für Kishlet el-Morjeni, 55, rue Zitouna, Medina von Tunis Liegenschaft des INP - Institut National du Patrimoine (National Heritage Institute)
1 Beamer, 4 Lautsprecher, mehrkanaliger Klang, Computer und Live-Elektronik Patiomaße (2-geschossig): 20,50 x 8,70 x 10,30 m (L x B x H) Stirnwandhöhe: 14,10 m lichtes Maß: 16,20 x 4,30 (L x B) Projektion (Abwicklung): 23 x max. 9,50 m (B x H)
im Kontext des Internationalen Lichtkunstprojektes INTERFERENCE 1. - 4. September 2016 in der Medina von Tunis, Tunesien Kuratoren: Bettina Pelz, Aymen Gharbi
Die Abbildungen zeigen: • Tagansichten des 2-geschossigen Innenhofes • Plan mit Grundrissen EG und 1.OG sowie Schnitt und jeweils eingetragenem Lichtkegel des Beamers. Die blauen Bereiche sind dem Publikum begehbar. • Fotofolge entsprechend einem potenziellen Rundgang (vgl. hierzu auch die filmische Dokumentation).
Pour n'être pas changés en bêtes, ils s'enivrent D'espace et de lumière et de cieux embrasés Charles Baudelaire
l'écriture de l'espace zeigt die Durchdringung zweier rationaler Raumkonzepte: einer strengen, statischen Architektur und einem fließenden, sphärischen Raum-Zeit-System aus Bild und Klang. Die Ineinanderschreibung von Raum und Raum-Projektion liefert nicht ein einzelnes Ergebnis, sondern bricht das Raumerlebnis in viele unterschiedliche, teilweise sogar gegensätzliche Aspekte: beauty lies in the position of the beholder.
l'espace Kishlet el-Morjeni, eine osmanische Kaserne aus dem frühen 19. Jahrhundert in der Medina von Tunis, ist heute Sitz der staatlichen tunesischen Denkmalbehörde (Institut National du Patrimoine - INP). Kernstück der zwei-geschossigen Anlage ist der mächtige, von der Straße aus einsehbare Patio, mit einer umlaufenden Galerie im ersten Stock. Seine Proportionen und Dimensionen sind auf Repräsentation und Ratio ausgerichtet, was sich u.a. in der geschickten Formulierung der perspektivischen Wirkung der Architektur(-details) zeigt.
projection Das für l'écriture de l'espace entwickelte Zeichensystem verschmelzt Bild und Klang. Den Ausgangspunkt bilden zwei fundamentale graphische und akustische Bausteine: Linie und Ton. Aus horizontalen, vertikalen und diagonalen Linien, aus Grundschwingungen mit Obertonkonstellationen im Spannungfeld von Konsonanz und Dissonanz entstehen Strukturen von einfachen Paarbildungen bis hin zu komplexen Gitterstrukturen, von Klängen zwischen extremem Legato und kompletter Zersplitterung. Der Bogen dieser zweiteiligen Botschaft aus Bild- und Klangzeichen spannt sich von Leere zu Dichte, vom Ton zum Geräusch. Die visuellen Inhalte werden rechnerintern auf der Oberfläche einer imaginären Kugel abgebildet. Demzufolge wandeln sich die endlichen, zwei-dimensionalen Linien zu drei-dimensionalen Ringen ohne Anfang und Ende. Die Klänge sind als Schleifen und Kontinuum angelegt, Bild und Klang spielen zusammen wie 2 Seiten einer Münze. Zwei derart gestaltete Ebenen treten bei l'écriture de l'espace in wechselnden Graden der Aktivität auf. Zusammengehalten werden diese beiden Komponenten durch den farbigen Hauch einer Haut, die sich aus einem Reservoire von Texturen aus Makro-Aufnahmen traditioneller tunesischer Kacheln speist. So entwickelt sich eine Sphäre mit dreifachem Inhalt in der Zeit: - Die Linien-Komponenten blenden ihre je statischen Inhalte aus und blenden mit neuem Inhalt wieder ein. - Die Haut wechselt abrupt wie ein Lidschlag und bleibt wie die (himmlischen) Sphären des Pythagoras unhörbar. - Die Komponenten der dreiteiligen Sphäre bewegen sich in permanenter, nicht gekoppelter, Rotation um die drei Achsen ihres virtuellen euklidischen Raums.
l'écriture de l'espace Die Projektion schreibt sich nicht zentriert, sondern in einem leicht schrägen Winkel in den Raum ein. Physikalischer und virtueller Raum, mit den je eigenen Regeln verbinden oder besser entbinden sich demzufolge aus den Gegebenheiten. Im Zusammenspiel von Raum, Sphäre und Projektionswinkel entsteht eine Kugel, eine Raum-Kugel, deren geometrisch perfektes Rund an keinem Ort des Raums wahrgenommen werden kann. Entscheidend ist die extreme räumliche Vielgestalt von l'écriture de l'espace, die aus der Struktur des Patio und der Komplexität der Projektion resultiert. Die Installation ist für den Betrachter vollständig zugänglich und fordert ein, aus der Ferne, der Nähe, von unten, von oben, frontal und seitlich erlebt zu werden.
Zwei Welten - ein Gebäude und ein audio-visuelles System, beide streng und klar konstruiert treffen in l'écriture de l'espace aufeinander: Das System beschreibt den Raum, der Raum beschreibt das System. Das Ergebnis dieser l'écriture de l'espace bleibt unbeschreiblich.
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Um nicht zu wilden Tieren zu werden, berauschen sie sich am Raum und am Licht und an den feurigen Himmeln zit. nach: Charles Baudelaire: Les fleurs du mal: Le voyage. Librairie générale française. Paris, 1972. S. 170.
l'écriture de l’espace, 2016 Installation transmédia en temps-réel pour Kishlet el-Morjeni, 55, rue Zitouna, Medina de Tunis Propriété de l’INP – Institut National du Patrimoine
1 vidéoprojecteur, 4 hauts parleurs, son multi-canal, ordinateur et électronique temps réel Dimensions du patio (2 étages): 20,50 x 8,70 x 10,30 m (L x l x H) Hauteur de la paroi frontale: 14,10 m Hauteur libre: 16,20 x 4,30 m (L x l) Projection (exécution): 23 x max. 9,50 m (L x l)
Dans le contexte d’INTERFERENCE projet international de l’art de la lumière 1.– 4. Septembre 2016 dans la Medina de Tunis, Tunisie Curateurs: Bettina Pelz, Aymen Gharbi
Les images représentant: • Vues en plein jour de la cour (intérieure) à 2 étages • Plan avec les plans d'étage RDC et 1er étage ainsi que la section et chaque faisceau lumineux enregistré du vidéo projecteur. Les zones bleues sont accessibles au public. • Les séquences de photos s’inscrivent dans la lignée d’une potentielle visite de l’espace (Voir/comp. aussi avec la documentation cinématographique).
Pour n'être pas changés en bêtes, ils s'enivrent D'espace et de lumière et de cieux embrasés Charles Baudelaire Les fleurs du mal: Le voyage
l'écriture de l'espace montre l'interpénétration de deux concepts spatiaux rationnels: une architecture statique stricte et un système fluide et sphérique d’espace-temps fait d’images et de son. L'imbrication de la projection spatiale et l’espace ne fournit pas un seul résultat, mais fractionne l'expérience spatiale en de nombreux aspects différents, parfois même opposés: beauty lies in the position of the beholder.
espace Kishlet el-Morjeni, caserne ottomane du début du 19éme siècle dans la médina de Tunis, est aujourd'hui le siège de l'Institut national du patrimoine tunisien (INP). Au cœur du complexe de deux étages se trouve l’énorme patio, visible depuis la rue, avec une galerie circulaire au premier étage. Ses proportions et ses dimensions sont orientées vers la représentation et la raison, ce qui peut être expliqué par exemple dans la formulation habile de l'effet de perspective de l'architecture et de ses détails.
projection Le système de signes développé pour l'écriture de l'espace fusionne l'image et le son. Le point de départ forme deux composantes graphiques et acoustiques fondamentales: la ligne et le ton. A partir de lignes horizontales, verticales et diagonales, à partir de vibrations fondamentales avec des constellations harmoniques dans le champ de tension de la consonance et de la dissonance, les structures sont créées allant des appariements simples aux structures de réseau complexes des sons entre legato extrême et fragmentation complète. L'arc de ce message en deux parties composé de signaux d'image et de son s'étend du vide à la densité, du ton au bruit. Le contenu visuel est cartographié à l'intérieur de l'ordinateur, à la surface d'une sphère imaginaire. En conséquence, les lignes finies et bidimensionnelles se transforment en anneaux tridimensionnels sans début ni fin. Les sons sont présentés comme des boucles et des continuums, l'image et le son jouent ensemble comme deux côtés d'une pièce de monnaie. Deux composants de ce genre apparaissent dans l'écriture de l'espace à différents degrés d'activité. Ces deux éléments sont maintenus ensemble par le contact coloré d'un soupçon de peau qui se nourrit d'un réservoir de textures à partir d'images macro de carreaux traditionnels tunisiens. Ainsi, une sphère au contenu triple se développe dans le temps: - Les composantes de ligne dissimulent leur contenu statique et se fondent une fois de plus dans un nouveau contenu. - La peau change brusquement comme un clin d'œil et reste inaudible, comme les sphères (célestes) de Pythagore. - Les composantes de la sphère tripartite se déplacent en rotation permanente, découplée, autour des trois axes de leur espace euclidien virtuel.
l’écriture de l’espace La projection ne s’inscrit pas au centre mais se situe à un angle légèrement oblique dans l'espace. L'espace physique et virtuel, avec leurs propres règles, se connectent voir s'absolvent en conséquence des circonstances. Le jeu de l'espace, de la sphère et de l'angle de projection crée une sphère; une sphère spatiale dont la rondeur géométriquement parfaite ne peut être perçue nulle part dans l'espace.
zweiteiliges digitales Transkriptorium für Sankt Michaelis zu
Hildesheim
3 Beamer, mehrkanaliger Klang, Computer und Live-Elektronik
im Kontext des Internationalen Lichtkunstfestivals LICHTUNGEN
29. Oktober - 1. November 2015 Hildesheim
Künstlerische Leitung: Bettina Pelz
Produktion: Hildesheimer Marketing GmbH
Die Abbildungen zeigen:
• Sankt Michaelis, Weihe 1022 n. Chr., UNESCO-Weltkulturerbe
Außenansicht von Süden 2015
• Außenprojektion (Abwicklung): 27,5 x 27,5 m (B x H)
• Innenprojektionen (Abwicklungen): jeweils 27,5 x 20,5 m (B x H)
Monte Sant‘Angelo wurde für und aus der baulichen Struktur sowie den
spirituellen Grundlagen von Sankt Michaelis zu Hildesheim entwickelt.
Sankt Michaelis - 1000-jährige Inkunabel der Romanik, Klosterkirche,
Pfarrkirche, Heuschober, Ruine und Weltkulturerbe, gebaut nach Maß
und Zahl, interpretiert als gefrorene Musik und Himmlisches Jerusalem,
vielfach verändert, zerstückelt, zerstört und wiederaufgebaut,
oszilliert in Monte Sant‘Angelo zwischen Beständigkeit und
immerwährender Veränderung. Auf der Grundlage von weißen
Lichtrechtecken und elektronischen Klängen entstehen innen wie außen
statisch-dynamische Raum-Klang-Gebilde. Es erscheinen komplexe Auf-
und Abbauten einer Licht-Klang-Architektur, die bekannte Kubaturen
mit dynamischen Perspektiven und spirituellen Botschaften verbindet.
Damit werden die Schiffe von Sankt Michaelis zu einem Transkriptorium
bewegter Ewigkeit, die ihr Pendant bzw. ihren Rahmen in den statischen
Aspekten der Querschiffe und Chöre findet.
Die himmlische Stadt auf dem Berg ist Fakt und Mysterium zugleich.
Sie scheint einfach und widersetzt sich doch der menschlichen
Erkenntnisfähigkeit (Wahrnehmungsfähigkeit). Die Hochzeit aus Ort,
Licht, Material, Form, Bewegung und Klang gebiert die Stadt aus Licht.
Monte Sant‘Angelo wurde in Echtzeit durch ein von joeressen+kessner
entwickeltes Computerprogramm realisiert. Parameter, Regeln,
Verknüpfungen und Grenzen sind gesetzt, die konkrete Gestalt aber
wiederholt sich in ihrer augenblicklichen Form nie.
• Sankt Michaelis, Weihe 1022 n. Chr., UNESCO-Weltkulturerbe Außenansicht von Süden 2015 Innenansicht Richtung Ostchor 2015
• Außenprojektion (Abwicklung): 27,5 x 27,5 m (B x H)
• Innenprojektionen (Abwicklungen): jeweils 27,5 x 20,5 m (B x H)
Monte Sant‘Angelo wurde für und aus der baulichen Struktur sowie den spirituellen Grundlagen von Sankt Michaelis zu Hildesheim entwickelt. Sankt Michaelis - 1000-jährige Inkunabel der Romanik, Klosterkirche, Pfarrkirche, Heuschober, Ruine und Weltkulturerbe, gebaut nach Maß und Zahl, interpretiert als gefrorene Musik und Himmlisches Jerusalem, vielfach verändert, zerstückelt, zerstört und wiederaufgebaut, oszilliert in Monte Sant‘Angelo zwischen Beständigkeit und immerwährender Veränderung. Auf der Grundlage von weißen Lichtrechtecken und elektronischen Klängen entstehen innen wie außen statisch-dynamische Raum-Klang-Gebilde. Es erscheinen komplexe Auf- und Abbauten einer Licht-Klang-Architektur, die bekannte Kubaturen mit dynamischen Perspektiven und spirituellen Botschaften verbindet. Damit werden die Schiffe von Sankt Michaelis zu einem Transkriptorium bewegter Ewigkeit, die ihr Pendant bzw. ihren Rahmen in den statischen Aspekten der Querschiffe und Chöre findet.
Die himmlische Stadt auf dem Berg ist Fakt und Mysterium zugleich. Sie scheint einfach und widersetzt sich doch der menschlichen Erkenntnisfähigkeit (Wahrnehmungsfähigkeit). Die Hochzeit aus Ort, Licht, Material, Form, Bewegung und Klang gebiert die Stadt aus Licht.
Monte Sant‘Angelo wurde in Echtzeit durch ein von joeressen+kessner entwickeltes Computerprogramm realisiert. Parameter, Regeln, Verknüpfungen und Grenzen sind gesetzt, die konkrete Gestalt aber wiederholt sich in ihrer augenblicklichen Form nie.
zweiteiliges digitales Transkriptorium für Sankt Michaelis zu
Hildesheim
3 Beamer, mehrkanaliger Klang, Computer und Live-Elektronik
im Kontext des Internationalen Lichtkunstfestivals LICHTUNGEN
29. Oktober - 1. November 2015 Hildesheim
Künstlerische Leitung: Bettina Pelz
Produktion: Hildesheimer Marketing GmbH
Die Abbildungen zeigen:
• Sankt Michaelis, Weihe 1022 n. Chr., UNESCO-Weltkulturerbe
Außenansicht von Süden 2015
• Außenprojektion (Abwicklung): 27,5 x 27,5 m (B x H)
• Innenprojektionen (Abwicklungen): jeweils 27,5 x 20,5 m (B x H)
Monte Sant‘Angelo wurde für und aus der baulichen Struktur sowie den
spirituellen Grundlagen von Sankt Michaelis zu Hildesheim entwickelt.
Sankt Michaelis - 1000-jährige Inkunabel der Romanik, Klosterkirche,
Pfarrkirche, Heuschober, Ruine und Weltkulturerbe, gebaut nach Maß
und Zahl, interpretiert als gefrorene Musik und Himmlisches Jerusalem,
vielfach verändert, zerstückelt, zerstört und wiederaufgebaut,
oszilliert in Monte Sant‘Angelo zwischen Beständigkeit und
immerwährender Veränderung. Auf der Grundlage von weißen
Lichtrechtecken und elektronischen Klängen entstehen innen wie außen
statisch-dynamische Raum-Klang-Gebilde. Es erscheinen komplexe Auf-
und Abbauten einer Licht-Klang-Architektur, die bekannte Kubaturen
mit dynamischen Perspektiven und spirituellen Botschaften verbindet.
Damit werden die Schiffe von Sankt Michaelis zu einem Transkriptorium
bewegter Ewigkeit, die ihr Pendant bzw. ihren Rahmen in den statischen
Aspekten der Querschiffe und Chöre findet.
Die himmlische Stadt auf dem Berg ist Fakt und Mysterium zugleich.
Sie scheint einfach und widersetzt sich doch der menschlichen
Erkenntnisfähigkeit (Wahrnehmungsfähigkeit). Die Hochzeit aus Ort,
Licht, Material, Form, Bewegung und Klang gebiert die Stadt aus Licht.
Monte Sant‘Angelo wurde in Echtzeit durch ein von joeressen+kessner
entwickeltes Computerprogramm realisiert. Parameter, Regeln,
Verknüpfungen und Grenzen sind gesetzt, die konkrete Gestalt aber
wiederholt sich in ihrer augenblicklichen Form nie.
Transmedia-Echtzeitinstallation für 7 Gärtanks und einen Gewölbekeller
Weingut Landenberger, Adam-Karillon-Straße 4, Mainz
25. - 27. September 2015
2 Beamer, 1 Computer, 4 Lautsprecher, Echtzeitprojektion und Live-Elektronik
7 Gärtanks: 1 à H: 162 cm, Ø: 82 cm; 2 à H: 190 cm, Ø: 94 cm; 4 à H: 165 cm, Ø: 75 cm;
Gewölbekellermaße: 11,90 x 8,90 x 2,82 m (L x B x H)
Projektion: 650 x 146 cm
im Kontext von '3 x klingeln', Kultursommer Rheinland-Pfalz 2015
Kuratoren: Günter Minas, Christiane Schauder
AVREA PRIMA reagiert spontan auf den assoziationsgeladenen Gewölbekeller
der Weinhandlung Landenberger in der Mainzer Neustadt.
AVREA PRIMA SATA EST AETAS QVAE VINDICE NVLLO
SPONTE SVA SINE LEGE FIDEM RECTVMQVE COLEBAT
Zwei Zeilen aus den Metamorphosen des Ovid dienen als Katalysator für
eine dialektische Reise zwischen Technik und Zauber - Licht und Schatten -
Stillstand, Wandel und Verwandlung - Klang und Stille - Heiligem und
Profanem - Ritus und Chaos - Nüchternheit und Rausch.
Inszeniert wird diese digitale Intervention mit den Hauptakteuren dieser
Weinbau-Krypta, den sieben marmorierten Edelstahlgärtanks.
Transmedia-Echtzeitinstallation für 7 Gärtanks und einen Gewölbekeller Weingut Landenberger, Adam-Karillon-Straße 4, Mainz 25. - 27. September 2015
2 Beamer, 1 Computer, 4 Lautsprecher, Echtzeitprojektion und Live-Elektronik 7 Gärtanks: 1 à H: 162 cm, Ø: 82 cm; 2 à H: 190 cm, Ø: 94 cm; 4 à H: 165 cm, Ø: 75 cm; Gewölbekellermaße: 11,90 x 8,90 x 2,82 m (L x B x H) Projektion: 650 x 146 cm
im Kontext von '3 x klingeln', Kultursommer Rheinland-Pfalz 2015 Kuratoren: Günter Minas, Christiane Schauder
AVREA PRIMA reagiert spontan auf den assoziationsgeladenen Gewölbekeller der Weinhandlung Landenberger in der Mainzer Neustadt.
AVREA PRIMA SATA EST AETAS QVAE VINDICE NVLLO SPONTE SVA SINE LEGE FIDEM RECTVMQVE COLEBAT
Zwei Zeilen aus den Metamorphosen des Ovid dienen als Katalysator für eine dialektische Reise zwischen Technik und Zauber - Licht und Schatten - Stillstand, Wandel und Verwandlung - Klang und Stille - Heiligem und Profanem - Ritus und Chaos - Nüchternheit und Rausch.
Realisiert wird die digitale Intervention im Dialog mit den Hauptakteuren dieser Weinbau-Krypta, den sieben marmoriert gebürsteten Edelstahlgärtanks: Die willkürliche Verteilung der Tanks im Raum wird - entsprechend deren Dimensionierung - zu einer Art Altarbild bzw. Apsis geordnet, die Lichtbrechung der stählernen Oberflächen als sinnstiftende Licht-Farb-Impulse genutzt. Gearbeitet wird einzig mit weißen Buchstaben, die sich im Rahmen der programmierten Möglichkeiten immer wieder neu formieren und proportionieren.
kP_1410_00, 2014 Transmedia-Echtzeitinstallation für Rune Mields
1 Computer, 1 Beamer, 3 Lautsprecher, 2 Leinwände 127 x 172 cm
im Rahmen der Ausstellung 'NEXUS II' - Zeitgenossen im Dialog mit der Sammlung des Mittelrhein Museums Koblenz 5. Oktober 2014 - 11. Januar 2015 Kuratorin: Barbara Kemmer
Die Abbildungen zeigen: • Lituus-Spirale • Raumansicht (Foto: Isabel Heinz) • Detailansichten • stills der Projektion am 9. Oktober 2014 im Abstand von 10 Sekunden
Ausstellungsinformation: kP_1410_00 tritt in Dialog mit “Primzahlen, 1976“ von Rune Mields (auf der Raumansicht links), reflektiert und interpretiert die Grundsätze der Konkreten Kunst mit den Mitteln des 21. Jh.. Durch die Kombination einfacher Regeln entwickelt kP_1410_00 komplexe Strukturen, die eine eigene Poesie ausstrahlen, Ratio und Emotion in unterschiedlichsten Gewichtungen ansprechen und an die menschliche Prädisposition zur Mustererkennung appellierend, den Betrachter aktiv am Geschehen beteiligen. Die Grundlage von kP_1410_00 bildet die Lituus-Spirale, die sich als doppeltes Bild für Unendlichkeit interpretieren lässt. Sie erzeugt Gestalt und Prozess.kp_1410_00 besteht aus einer Sammlung charakteristischer Abschnitte aus der unendlichen Spiralbahn: aus Spiralwegen, die innerhalb ihrer definierten Parameter ihre je eigene, konkrete Gestalt ausbilden. Bis zu sieben Spiralwege sind gleichzeitig sichtbar. Verbindungen von einem Wegabschnitt zum nächsten werden durch gerade Linien (Sprünge) markiert. Begrenzt wird der Weg der Spirale durch das Projektionsfeld: Die Außenkanten reflektieren auftretende Spiralpunkte. Durch diese Brechungen kann die Unendlichkeit der Spirale in der konkreten Wirklichkeit abgebildet werden. Hierbei entstehen neue, räumliche Spiral-Notationen, ohne dass die innere Logik der Spiralcharakteristiken verloren geht. In der sich durch die Verwendung von zwei Leinwänden ergebenden Lücke ist die Projektion nicht sichtbar: ein stetes memento für den Versuch, mit endlichen Mitteln Endloses darzustellen. In Erweiterung zu Rune Mields‘ “Primzahlen“ verfügt kP_1410_00 über eine zeitliche und damit verbunden, klangliche Dimension: Die Bilder sind in stetem Fluss, entstehen, entwickeln sich, brechen ab, fließen weiter, verlöschen und beginnen neu. Jeder Linie auf der Projektionsfläche ist ein eigener, durch die jeweilige Position definierter Klang zugeordnet. Bild und Klang werden synchron von einem Computer auf der Grundlage eines eigens entwickelten Programms errechnet und wiedergegeben. Sie entstehen im Augenblick des Betrachtens ohne sich jemals in ihrer konkreten Gestalt zu wiederholen.
post scriptum, 2013 konzertante Transmedia-Inszenierung für 771 Namen zum 70-jährigen Gedenken der Möhne-Katastrophe von 1943
1 Beamer, 2 Lautsprecher, 1 Computer und elektronische Musik Beamer-Projektion: ca. 9,40 x 4,84 m 2-kanaliger Klang
17. Mai 2013 Kaiserhaus, 59755 Arnsberg-Neheim
Auftraggeber: Stadt Arnsberg Kurator: Peter M. Kleine
aus der Presseinformation:
Zum Anlass des Gedenkens der Möhnekatastrophe entwickelte das Künstlerpaar joeressen+kessner die audio-visuelle Projektion: post scriptum. In dieser sind die 771 registrierten Namen der geschätzen 1400 Opfer Grundlage einer abstrakten, künstlerischen Auseinandersetzung mit den Geschehnissen:
Die Namen werden zitiert, dekonstruiert und neu gefügt. Sie verdichten sich auf übereinander gelegten Ebenen zu Buchstabenfluten, löschen sich gegenseitig aus oder bilden - Schriftstücke erinnernd - abstrakte Notizen der Ereignisse, um im nächsten Augenblick zu Bildarchitekturen oder auch Texturen zu mutieren.
Atmosphärisch geschärft werden die visuellen Erscheinungen durch an die Bilder gekoppelte Computerklänge, die zwischen Sirenengesang und Requiem, zwischen Bersten und Knistern zu oszillieren scheinen. Ihre Fremdheit löst Fragen, Betroffenheit bis hin zu Ablehnung aus, ohne ins Banale abzugleiten.
Das Memento entwickelt sich während der Veranstaltung aus dem Hintergrund in den Vordergrund und wird diese konzertant beschließen.
inBetween, 2012 Transmedia-Echtzeitinstallation für den Kulturbau Forum Confluentes, Koblenz Architekten: Benthem Crowel
2 Beamer, 2 Lautsprecher, 1 Computer und Live-Elektronik Beamer-Projektion: ca. 70 x 21 m 2-kanaliger Klang
20. und 21. Oktober 2012 im Kontext der Erweihung des Zentralplatzes in Koblenz
Auftraggeber: Stadt Koblenz
Die Abbildungen zeigen:
- Tagesansicht des Kulturbaus Forum Confluentes
- Details der Gebäudehaut
- Nachtansicht des Kulturbaus
- Totalen und Details der Projektionen
- stills des Zuspielers
aus der Presseinformation:
inBetween
Die Licht-Klang-Installation inBetween greift grundlegende Parameter des Ortes auf und verwebt diese zu einer eigenen, transmedialen Wirklichkeit. Linien sind das Basismaterial, aus ihnen werden Räume generiert, die in den Kulturbau einzudringen scheinen und gleichzeitig den Zentralplatz erweitern, um sich im nächsten Augenblick als hermetische Begrenzung zu formieren und nun den Platz eindeutig definieren. Ein konstanter Fluss: aus Plätzen werden Wege, Räume wandeln sich zu Flächen. Die visuellen und akustischen Fragmentierungen, Dehnungen, Verzerrungen und Faltungen sind Metaphern einer je subjektiven, menschlichen Raumaneignung und -nutzung: zwischen Flüssen, Häusern, Zeichen -- in Raum, Zeit und Ort.
„Die Werke von joeressen+kessner vermitteln sich durch eine transzendentale und offene Struktur von Möglichkeiten, eine permanent neu zu entfaltende Vorgabe an die Rezeption. Damit ist dem Betrachter eine große Verantwortung, ein aktiver Part im schöpferischen Prozess gegeben. Er ist aktiv eingebunden in die Genese dessen, was er sieht und erlebt. Mark Rothko hat diese Leistung, die dem Betrachter in diesem interaktiven Wechselwirkungsprozess abverlangt ist, bereits im Hinblick auf sein eigenes Selbstverständnis als Maler in Worte gefasst: "Ein Bild lebt durch das Miteinander, sich ausweitend und belebend in den Augen des feinfühligen Betrachters. Es stirbt auch daran. Es ist daher riskant, ein Bild in die Welt zu senden." Dieses Risiko nehmen Eva-Maria Joeressen und Klaus Kessner mit jedem ihrer in situ realisierten Echtzeit-Projekte auf, um damit eine der Gegenwart angemessene künstlerische Ausdrucks- und Rezeptionsweise zu formulieren.“ (Christoph Kivelitz)
curtain call, 2010-11 365-Tage-Transmedia-Echtzeitinstallation für die kunstbar Chargesheimerplatz 1, 50667 Köln
18.09.2010 bis 17.09.2011
2 Computer, 4 Beamer, 4-spuriger-Ton 3 Projektionen: 20 x 4 m, 15 x 2 m, 1,5 x 0,9 m
realisiert mit freundlicher Unterstützung von: Paolo Campi, VELTINS, fritz-kola und goldsofi
Die Abbildungen zeigen:
• 3 Raumansichten der kunstbar
• den Grundriss der kunstbar. Die roten Bereiche sind die Projektionsflächen. Gesamt misst der Raum ca. 30 x max. 5 Meter.
• Raumansichten der Projektionen
• stills der Projektionen
aus der Presseinformation:
curtain call
Paolo Campis Konzept, die Gestaltung der kunstbar für die Dauer eines Jahres einem Künstler zu überlassen, erfährt mit der Transmedia-Echtzeitinstallation curtain call von joeressen+kessner eine neue Ausdeutung: keine neuen Leinwände, Fotos, Möbel, keine physischen Dinge irgendwelcher Art, werden in den Ort eingebracht, sondern die Kunstbar erhält ab dem 18. September eine raum-zeitliche Erweiterung aus Licht und Klang, die sich dynamisch in den vorhandenen Raum einpasst.
curtain call setzt bei den kulturellen, stadträumlichen, architektonischen und innnarchitektonischen Besonderheiten der kunstbar an, wobei die räumliche Lage im Kölner Stadtgefüge gerade zu sinnstiftend für curtain call wurde:
Die kunstbar, in der in üppig buntem, collageartig zusammengefügtem Interiordesign vom Abend bis in den frühen Morgen getrunken, geraucht, gelacht, getanzt und geliebt werden kann, ist Teil der Domplatte, ja schmiegt sich nahezu unter das Symbol und Wahrzeichen der Stadt Köln. Die kunstbar ist dabei das gerade Gegenteil zum Dom: klein versus groß, unbedeutend--bedeutend, Ort der Sinnlichkeit--Ort der Besinnung, Chaos--Ordnung, zeitgeistig--ewig, um nur einige der möglichen Gegensatzpaare zu nennen. Aber diese 'crypta colonia' ist keine Parallelwelt oder Gegenwelt, sondern eine Facette jenes sinnentrunkenen Teils des apollinisch-dionysischen Diptychons, das nicht nur die Stadt Köln seit Jahrtausenden zelibriert.
curtain call greift das dionysische Prinzip auf: Vorhandenes - die Farben, Muster, Raumstrukturen, -an und -aussichten etc. - wird verlebendigt, potenziert, dynamisiert. In dem die Potentiale aber sichtbar und erlebbar sind, kommt es nicht etwa zum Showdown, sondern schlägt curtain call den großen Bogen hin zum Apollinischen.
Konkret: Grundlage von curtain call sind Fotos aus dem aktuellen Bestand der kunstbar. Sie sind das Material für ein sich ständig neu erfindendes Bildsystem, das sie dehnt und staucht, zersplittert, neu zusammen und in Bewegung versetzt. Ähnliche Fotos werden kombiniert, fremde miteinander konfrontiert oder kontrapunktisch komponiert. Sichtbar wird dieser raum-zeitliche Bildertanz durch mehrere Projektionen in unterschiedliche Raumsituationen der kunstbar. Textur und Struktur der Projektionsflächen, die aus Vorhängen bestehen, überformen die empfangenen Bilder zusätzlich, auf ihre je eigene Art.
Die Bild-Abläufe sind mit Klängen verzahnt, wobei Bild und Klang mit einander rückgekoppelt sind, BildKlang bedingt und KlangBild steuert.
Das klangliche Material und die zeitliche Struktur von curtain call speist sich aus der Musik, die gerade in der Kunstbar zu hören ist.
curtain call wird in Echtzeit durch ein von joeressen+kessner für die Kunstbar entwickeltes Computerprogramm realisiert. Parameter, Regeln, Verknüpfungen und Grenzen sind gesetzt, die konkrete Gestalt aber ist flüchtig und wird in ihrer augenblicklichen Form nie wieder entstehen.
close encounter, 2009/10 Transmedia-Echtzeitinstallation für das SANAA-Gebäude, Essen
4 Beamer, 8 Lautsprecher, 1 Computer und Live-Elektronik Beamer-Projektionen jeweils: 35 x 19,3 m
2-kanalige Klang-Installation
9. und 10. Januar 2010 im Kontext der Eröffnung der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 auf dem Gelände des UNESCO-Welterbes Zollverein, Essen
Kuratorin: Bettina Pelz Produktionsleitung: Tom Groll Technische Leitung: Michael Lang Produktion: RUHR.2010
SANAA-Gebäude, 2003-2006 (seit 2010 Teil der Folkwang Universität der Künste, Essen) 35 x 35 x 34 m (B x T x H) Architekten: SANAA - Kazuyo Sejima, Ryue Nishizawa, Tokio
aus der Presseinformation:
close encounter Ausgangspunkt für das dynamische Form-Klang-Gewebe "close encounter", das das Gebäude von allen vier Seiten umschließt, sind die Farben und Proportionen der Flaggen der Länder, die zwischen 1985 und 2019 "Kulturhauptstadt Europas" waren, sind und werden. Abstrahiert zu farbigen Linien, Rechtecken und Klängen, erscheinen sie - in fortwährender Bewegung und Veränderung begriffen - auf den Fassaden des SANAA-Gebäudes. Auf dem architektonischen Projektionsgrund, dessen wesentliches Strukturelement ebenfalls Rechtecke sind, vervielfältigen sich die formalen Bezüge. Es entsteht eine Dynamik, in der sich visuelle Ebenen und Klangbild fortwährend neu verschränken und Sichtbeziehungen changieren lassen.
Joeressen+Kessner Seit 2001 arbeiten die beiden Künstler Eva-Maria Joeressen und Klaus Kessner gemeinsam an der Entwicklung von zeit- und ortspezifischen Interventionen, in denen Bild und Ton sich wechselseitig bedingen. Ausgehend von konkretem und/oder abstraktem Bild- und Tonmaterial generieren sie in Architektur-bezogene Arbeiten digitale Datenströme, die sie in den Interventionsraum projizieren. In dem audio-visuellen Kontinuum entstehen diaphane Erscheinungsformen, die an den Wahrnehmungsmoment gebunden sind, da sie sich in ihrer konkreten Erscheinung nicht wiederholen. Grundlage der künstlerischen Praxis von Joeressen+Kessner ist die Analyse des jeweils gewählten Raumes in seiner architektonischen, sozialen, historischen und kulturgestaltenden Dimension. In ihrer formalen Auseinandersetzung reflektieren sich auch dessen Bedeutungszusammenhänge.
hommage to the square, 2009 Transmedia-Echtzeitinstallation für die St. Catharinakerk, Eindhoven (NL)
3 Beamer, 8 Lautsprecher, 1 Computer und Live-Elektronik Beamer-Projektion: ca. 110 x max. 29 m, 8-kanalige Klang-Installation
im Kontext des Lichtfestivals: 'GLOW: Forum for Light in Art and Architecture', Eindhoven 2009
Kuratoren: Bettina Pelz, Tom Groll
KONZEPT
___ALLGEMEIN
Die Licht-Klang-Installation hommage to the square wurde für die St. Katharina-Kirche, die Stadt Eindhoven und deren Einwohner entwickelt.
Das Material von hommage to the square besteht aus der Kirchenstruktur, -materialität und -farbigkeit sowie aus Stadtplansegmenten von Eindhoven, die in Analogie zur neugotischen Backsteinarchitektur grob gepixelt sind. Aus jedem Stadtplanausschnitt werden 2 Ebenen gewonnen: die Straßenverläufe werden zu Licht (-Zeichen), die vertikale Position eines Lichtpunktes im Zeichen wird zur Frequenz, dessen horizontale Position zur Zeit. Diese ZeichenKlänge - KlangZeichen werden über 3 Beamer und 8 Lautsprecher bewegt in den Innenraum von St. Katharina projiziert und bilden zusammen mit dem Sakralbau einen suggestiven Licht-Klang-Körper.
hommage to the square benutzt die Vieldeutigkeit des Begriffes 'square': Das quadratische Raster der Kartographie und die orthogonale Kirchenstruktur, das Licht der Straßenzeichen und die Farbigkeit der Kirche, werden zu einem dynamischen Platzereignis verwoben, in dem sich immer wieder neue Netze, Architekturen und Klangereignisse bilden.
___KONKRET
_material
Grundlage von hommage to the square ist ein 4 x 4 km umfassender Kartenausschnitt der Innenstadt Eindhovens. Dieser Ausschnitt wurde in 40 x 40 Quadrate unterteilt, jedes Quadrat entspricht einer Fläche von 100 x 100 m.
Sämtliche Informationen auf dem jeweiligen Kartenausschnitt mit Ausnahme von Straßen, Straßennamen und Richtungspfeilen wurden getilgt. Die Straßen erscheinen transparent (Licht), Straßennamen und Umgebung intransparent (Dunkel). Die Grafiken sind grob gepixelt.
Kartenausschnitte ohne Straßen oder ohne nennenswerten Anteil an Straßen wurden ausgeschlossen. Die verbleibenden Aussschnitte liefern den Zeichen-Fundus für hommage to the square.
_bild - regeln
Darstellung und zeitlicher Verlauf der Darstellung der Zeichen erfolgen nach einfachen Regeln:
- Wahl des aktuellen Zeichens: beliebige Wahl aus dem Fundus. Ein Zeichen kann erst dann ein zweites Mal erscheinen, wenn alle andere Zeichen dargestellt wurden.
- Wahl der Darstellungsrichtung: beliebige Wahl aus den Möglichkeiten 0°, 90°, 180° und 270°.
- Wahl der Darstellungsgröße: jedes Zeichen hat einen eigenen Zoom-Faktor zwischen Normalgröße und doppelter Größe.
- Wahl der Bewegungsrichtung: jedes Zeichen bewegt sich entweder von links nach rechts oder von rechts nach links. Wenn das Zeichen den jeweils gegenüberliegenden Rand erreicht hat, wird ein neues Zeichen mit einem neuen, eigenen Ablauf ermittelt.
- Wahl der Bewegungsgeschwindigkeit: jedes Zeichen hat eine Bewegungsgeschwindigkeit, die zwischen 1m/sek (langsamer Fußgänger) und 8m/sek (schneller Fahrradfahrer) liegt.
_bild - bearbeitung
Die dynamische Bearbeitung eines Zeichens ist in erster Linie durch den Ort auf dem Zeichen definiert: Jedes Zeichen wird von links nach rechts oder von rechts nach links durchschritten, d.h. es gibt eine jeweils aktuelle, eindeutig definierte Position. Der Bereich dieser Position wird vergrößert, vorherige oder kommende Positionen verkleinert. So entsteht eine kontinuierlich, fließende Transformation des Zeichens.
_klang
Jedes Zeichen hat einen eigenen klanglichen Verlauf, der sich direkt aus dem Zeichen ableitet: Der aktuelle Ort auf dem Zeichen wird von unten nach oben eingelesen. Transparente Pixel (Licht) dieser Spalte werden zu Sinustönen, deren Frequenz der jeweiligen vertikalen Position des Pixels entspricht. Die Grenzen für den tiefsten und den höchsten Ton werden für jedes Zeichen neu ermittelt.
_bild - projektion
Es werden bis zu 4 Zeichen gleichzeitig projiziert. 3 Beamer erzeugen eine durchgehende Projektion. Diese Projektionsfläche ist in 4 Zonen aufgeteilt, innerhalb derer sich die 4 Zeichen positionieren können.
_klang - projektion
Die klangliche Projektion arbeitet mit 8 Lautsprechern, die analog zur Projektionsfläche im Innenraum von St. Catharina verteilt sind. Zeichen-Ort und Klang-Ort sind mit einander gekoppelt.
dialogus miraculorum, 2008/2009 Transmedia-Echtzeitinstallation für den Hof des Klosters Wedinghausen, Arnsberg
2 Beamer, 2 Lautsprecher, 1 Computer und Live-Elektronik Projektion: 18,8 x 13,1 m, 2-kanalige Klang-Installation
im Kontext des interkommunalen Kulturprojekts "AufRuhr"
11. Januar - 18. Februar 2009
Allgemeine Informationen Die Städte Arnsberg, Meschede und Bestwig haben die Initiative ergriffen, Kunst, Kultur und Natur an der oberen Ruhr miteinander zu verbinden. Ziel ist es, das durch den Ruhrtalradweg touristisch aufgewertete obere Ruhrtal über die Naturlandschaft hinaus auch als Kulturlandschaft bekannt zu machen und die kulturellen Aktivitäten zu verstärken und zu vernetzen. "Wandel durch Kultur. Kultur durch Wandel", so könnten die neuen Aktivitäten überschrieben werden. Dem entsprechend lautet das Motto "AufRuhr".
Dem Ziel, neue Ansichten von und Einsichten auf die Region oberes Ruhrtal zu entwickeln, Fremd- und Selbsteinschätzungen in Frage zu stellen, dient unter anderem die Neuinterpretation ausgewählter Orte an der Ruhr durch Projekte der Medienkunst. In diesem Zusammenhang wird Kloster Wedinghausen als Ankerpunkt für Medienkunstpräsentationen entwickelt. Das alte Kloster als neues Forum für geistige und kulturelle Dialoge. (Peter M. Kleine, Stadtarchiv Arnsberg)
Ort Der Klosterhof Wedinghausen wird durch die ehemalige Klosterkirche, zwei Kreuzgangflügel sowie das neue 'Glashaus' von Kalhöfer-Korschildgen-Architekten gebildet. Die Wände des Glashauses sind mit lichtundurchlässigen, hellen Streifen bedruckt, die den Beginn des Johannesevangeliums erahnen lassen. Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Durch zwei identische Projektionen und die besondere Positionierung der beiden Beamer innerhalb des Glasgebäudes, bildet dialogus miraculorum auf der Kirchenwand ein zusammenhängendes Bild ab, in welches das Bibelzitat durch horizontale Restlinien dennoch fragmentarisch integriert ist.
dialogus miraculorum
dialogus miraculorum ist eine mediale Installation, in der sich vielfältige Ort-, Raum- und Zeitbezüge zu einem digitalen Kosmos verdichten, der zwar formal in Wedinghausen verortet ist, dessen Inhalt aber weit über den eigentlichen Klosterhof hinaus weist. dialogus miraculorum bezieht sich konkret auf das gleichnamige Werk des Caesarius von Heisterbach (13. Jh.). Eine der Wundergeschichten berichtet darin von der Hand des Schreibers aus Arnsberg - Zeitzeugnis für das frühe Kulturschaffen im Kloster Wedinghausen. Das lateinische Original bildet die Textvorlage für dialogus miraculorum. Wie bei einer mittelalterlichen Handschrift wird diese aber nicht bloß abgeschrieben, sondern mit aktuellen Mitteln umgedeutet und verarbeitet. Schrift wird hier zum Zeichen, der Sinn liegt nicht mehr im Textverständnis, sondern in der individuellen Interpretation. dialogus miraculorum wandelt den Innenhof des Klosters Wedinghausen in ein digitales Skriptorium. (Makro-) Fotographien aus dem Großraum Arnsberg ersetzen Galläpfel, Gold, Silber und Purpur. Statt Pergament wird der Innenhof des Klosters zur Projektionsfläche - geschrieben wird der digitale Kodex mit Licht. Anders als die Handschriften des Wedinghausener Skriptoriums, von denen noch drei bis heute erhalten sind, ist dialogus miraculorum aber flüchtig. Ein Computerprogramm generiert durch die algorithmische Verknüpfung unterschiedlichster Parameter, einen lebendigen, sich ständig wandelnden Bild-Organismus. Die Entwicklung verläuft dabei zwar innerhalb von festgelegten Grenzen, doch die Wahlmöglichkeiten sind unendlich. Zudem besitzt dialogus miraculorum ein Gedächtnis für Vergangenheit und Zukunft und erschafft sich auf der Grundlage von Variation und Mutation immer wieder neu. Da die Installation vor Ort vom Computer gerechnet wird, entstehen die fließenden Seiten dieses Kodex im Augenblick ihres Erscheinens und tauchen in dieser konkreten Gestalt nie wieder auf. Eine eigene, zusätzliche, mehr als atmosphärische Komponente erhält dialogus miraculorum durch die Verwendung von Klang: Zwei im Brunnen in der Mitte des Hofes positionierte Lautsprecher strahlen ein Gemisch von Sprachlauten synchron zur Bilderzeugung ab. So entsteht eine eindringliche transmediale Durchdringung ganz eigener Art. dialogus miraculorum ist aber nicht nur Illumination im mehrfachen Sinn. Die Entwicklung zur diaphanen Wand (Jantzen), zum diaphanen Raum, der durch das Glashaus von Kalhöfer-Korschildgen Architekten beschritten wurde, wird durch dialogus miraculorum weiterentwickelt: Der Weg von 'Stein und Raum' über 'Licht und Glas' wird durch 'Licht und Bewegung' konsequent in Richtung eines vieldimensionalen, dynamischen Raums, der Durchdringung von Raum und Zeit, fortgeführt.
gap lounge, 2008 transmediale Rauminstallation mit Computer, Flachbildschirm, Bank und Echtzeit-Klang/Bild-Erzeugung
Computer: Mac Mini, Flachbildschirm: 65,5 x 100 cm (Bilddiagonale: 107 cm), Bank: 50 x 120 x 40 cm (H x B x T), Raummaße: 4,36 x 2,36 x 6,12 m (H x B x T)
im Rahmen des Kunstprojekts 'Blick zurück nach vorn', Montag Stiftung Bildende Kunst, Bonn
2. August - 14. September 2008
Auf eine zwingend direkte Auseinandersetzung mit der Villa lassen sich Eva-Maria Joeressen und Klaus Kessner ... in ihrer quergedachten ‘gap lounge‘ ein, ... . Die Lounge, die zu den interessantesten Arbeiten der Schau zählt, verschränkt und kontrastiert - auf hohem Reflexionsniveau und nicht ohne ironische Brechung - die räumlich-architektonischen Gegebenheiten mit deren medialer Vermittlung. Martin Seidel in: Kunstforum international, Bd. 193 September - Oktober 2008, S. 340.
gap lounge
Raum – Der Raum ist klein, schlauchartig, mit uneindeutigem Charakter. Im Kontext der Villa wirkt er wie ein architektonischer Appendix. Seine Funktion scheint einzig im Ausblick auf das Rheinpanorama zu liegen. Raum-Richtung und Ausblick-Richtung liegen allerdings quer zu einander. Auf dieser besonderen Raum-Situation fußt gap lounge.
Ort – Durch Weißen aller Bestandteile und grauen Filz-Bodenbelag wurde der Raum neutralisiert. Eine Sitzbank – im Material des Bodens - und ein Flachbildschirm sind einziges Inventar. Der Appendix wird zu einer modernen Mönchszelle. Im Zusammenhang mit dem Titel gap lounge entsteht zudem ein ironischer Kommentar zur grassierenden ‘Lounge-Kultur‘ und deren Motto ‘Relaxen, statt Reflektieren‘. Bank und Bildschirm folgen der Raumrichtung. Sie verschließen sich der Ausblick-Richtung: also kein Blick nach vorn/außen, sondern ein Blick zur Seite, zwischen/hinter die Dinge, Lücken suchend, Lücken schließend - mind the gap.
Echtzeit-Klang/Bild - Das Material des Monitorfilms besteht aus Videoaufnahmen von Schritten durch die Villa. Schritte sind eine einfache, aber sehr effektive Methode, Räume zu erkunden. Die Vielzahl der Dimensionen und Proportionen, der Boden-, Decken- und Wandbeschaffenheiten, ergibt ein umfangreiches, spannendes Repertoire an Klängen. Die Verwendung eines Films anstelle von Einzelbildern – wie in früheren Arbeiten – verlagert die Blickrichtung vom Moment zum Kontinuum.
Bespielt wird die gap lounge mit einem für sie entwickelten Echtzeit-’TV’-Programm: Das Schritt-Material der Videoaufnahmen wird aufgebrochen, zersplittert, neu zusammengesetzt. Dabei sind Bild und Ton miteinander verschränkt. Die Rhythmen der Schritte lassen die Bilder pulsieren - die Bewegungen der Bilder formen die Klanggestalt. Der Faktor Zeit - Bindeglied der Zeit-Künste Film und Klang - wird dabei haptisch und flexibel ausgelotet. Vorwärts - Rückwärts, Stillstand - Raserei sind die Pole dieses Wegs, der immer wieder neu und anders beschritten wird.
Fazit - gap lounge entwickelt für das Ausstellungskonzept sowie den vorgefundenen Raum ein künstlerisches Bild der Schnittstelle von Reflexion und Aktion und weist damit weit über den konkreten Sachverhalt hinaus.
Allgemeines zur Ausstellung
1998 fand das erste Kunstprojekt der ‘Montag Stiftung Bildende Kunst‘ im öffentlichen Raum statt. Bis Mitte 2008 hatten sich 54 Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland an insgesamt acht Ausstellungen beteiligt. 27 von ihnen kamen zur Ausstellung ‘Blick zurück nach vorn‘ nach Bonn. Der Titel der Ausstellung war Programm, sie war nach zehn Jahren aktiver Stiftungsarbeit als erste Zwischenbilanz gedacht. Im Zentrum der Ausstellung, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Villa Prieger, dem Sitz der Montag Stiftungen, stand die Villa Ingenohl, eine alte, leerstehende Rheinvilla, die in den gut hundert Jahren ihres Bestehens die unterschiedlichsten Nutzungen erfahren hat, welche in vielen, der heute morbide bis unterkommen wirkenden Räumen, Spuren hinterlassen haben. “Mich interessiert, welche Themen die Künstlerinnen und Künstler an diesem Standort finden und auch, ob und wie sie diese in einen gesellschaftlichen Kontext überführen.“ (Ingrid Raschke-Stuwe, Vorstand der Montag Stiftung Bildende Kunst und Kuratorin der Ausstellung)
still, 2006/2007 Transmedia-Echtzeitinstallation für die Bartholomäuskapelle, Paderborn
3 Beamer, 6 Lautsprecher, 1 Computer und Live-Elektronik 6-kanalige Klang-Installation Projektion: ca. 18 x 4,5 m
im Kontext der Ausstellung 'Tatort Paderborn - Irdische Macht und himmliche Mächte'
17. Mai - 2. September 2007
still Im Zentrum der historischen Stadt, im Kreuzungspunkt der maximalen Längs- und der maximalen Querausdehnung zwischen Dom und Pfalz liegt die Bartholomäuskapelle. Außen von unscheinbarer Erscheinung zeigt der wie ein Zentralbau wirkende, leere Innenraum eine stille Feierlichkeit. Einst mit Malereien und Tapisserien geschmückt, ist er heute gefüllt mit dem durch die farblosen (neuen) Fenster eindringenden natürlichen Licht und den Geräuschen der Stadt. Diese Leere und Fülle, Ruhe und Bewegung erzeugen dabei keine Spannung. Es scheint vielmehr, als sammle dieser besondere Ort die Energie der Stadt, enthalte diese wie eine Batterie, gäbe sie wie ein pulsierendes Kraftzentrum ab, sie gleichzeitig wieder aufnehmend. Die Bartholomäuskapelle bildet einen jener besonderen Räume, in denen die Stille nicht leer ist, sondern voll, alles enthaltend, auch Gegensätze und Widersprüche zu einem lebendigen Ganzen vereinend. Die Videoprojektion still gibt dieser Art Stille für die Dauer der Ausstellung ein künstlerisches Bild. Eine dynamische, sich unaufhörlich wandelnde Foto- und Klangcollage durchwebt den Raum. Die Grundlagen der Bilder und Klänge sind Fotos und O-Ton-Aufnahmen aus Paderborn. Dabei stehen nicht die einzelnen Sequenzen im Vordergrund, sondern deren Ineinandergreifen, Miteinanderschwingen, Mischen und Vermischen mit dem Kapellenraum. Alle fünf Minuten werden zwei vom Computer gewählte Bilder und Klänge bearbeitet. Die grundsätzlichen Abstraktions- und Bewegungsvorgänge sind festgelegt. Innerhalb dieser Parameter aber entwickelt sich die Bild-Klang-Collage frei. Bis zu hundert Bildebenen können sich in Echtzeit horizontal und/oder vertikal überlagern, Fotos fragmentiert, skaliert und gespiegelt werden, ihre Proportion vom Streifen bis hin zum Strich verändern, Frequenzen verkürzt und gedehnt werden. Dies hat zur Folge, dass es während der mehr als 100-tägigen Dauer der Installation keine identische Bild-Klang-Sekunde geben kann.
"Indem das der Stadt entnommene Material in den Mediationsraum der Bartholomäuskapelle einfließt und sich zu Energieströmen verwandelt, entsteht nahezu die Anmutung einer licht- und farbdurchfluteten gotischen Kirche. Die sich nunmehr selbst erschaffende Klang-Bild-Inszenierung gestaltet ein Kontinuum von Innen- und Außenraum, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die tektonische Struktur der Kapelle vervielfältigt sich mehrdimensional in einer Erfahrung von Synästhesie. Die durch die beiden Künstler gesetzten Grenzen visualisieren einen Prozess der Grenzüberschreitung, in dem die eigentlich unversöhnlichen Ebenen der Transzendenz und der Immanenz in wechselseitiger Verschränkung zugänglich werden. In den Worten Ernst Blochs lässt still sich wahrnehmen als Licht gebender Funke und Sinnhorizont im "Dunkel des gelebten Augenblicks", als Vorschein des Utopischen." Christoph Kivelitz in: Tatort Paderborn, Ausstellungskatalog 2007
count_down, 2006 Transmedia-Echtzeitinszenierung für die Gloria-Halle, Düsseldorf
3 Beamer, 6 Lautsprecher, 3 Computer und Live-Elektronik 6-kanalige Klang-Installation
Hallenmaße: 11,5 x 9,1 x 34,9 m (B x H x T) Gesamtprojektionsfläche: 59,5 x 7,4 x 24 m (B x H x T)
UA: 2. November 2006 reloaded: 24. März 2007
count_down ist eine Hommage an die Gloria-Halle, die 2006, nach wechselhafter Geschichte als Theater, Kino und Supermarkt, völlig entkernt, zum puren Raum-Skelett geworden ist - ein Nicht-Ort, dem durch die Inszenierung für kurze Zeit eine neue Wirklichkeit eingehaucht wird, bevor er endgültig verschwindet.
count_down ist eigenständiger Teil der Werkreihe move, deren Eckpunkte sich wie folgt definieren: -strenge Ortsbezogenheit -dynamischer Wandel: dynamisierte Zeit, dynamisierter Raum -Ineinandergreifen/Verzahnen von Bild/Ton zur Schaffung einer eindringlichen, trans-medialen Wirklichkeit
count_down löst diese Maximen in einer spezifischen Art ein:
-doppelter Ortsbezug:Das Bildmaterial entsteht durch Ableiten/Destillieren aus Makro-Fotografien des Bestands der Gloria-Halle.
Durch die räumliche Projektion mit 3 Beamern und mehr-kanaligem Ton wird der gesamte Raum zu einem sich ständig verändernden, multi-dimensionalen KlangBild-Ort.
-Dynamisierung durch Echtzeit-Rendering des Bilds: Ein für die Projektion entwickelter Algorithmus bespielt dynamisch wechselnde Segmente (vom Vollbild bis zur Siebenteilung) der Projektionsfläche mit schwarzem oder weißem Licht, normalen oder invertierten Fotos. So entsteht ein rasanter Wechsel von Lücken und Überlagerungen - ein Spiel mit Bild und Nachbild, das unterschiedlichste Ansichten der Halle beleuchtet und ausblendet, dadurch den Unterschied zwischen Projektion und Wirklichkeit verwischt und letztlich den konkreten Ort auslöscht.
-Bild und Ton: Bild und Ton laufen in strenger Synchronizität: Jedes Bild besitzt einen eigenen Ton, jeder Ton ein eigenes Bild - man sieht die Rhythmen, hört die Bilder - spürt raumgreifende, kohärente Bild-Ton-Folgen.
Der Titel count_down besitzt einen doppelten Sinn: zum einen spielt er auf das immer näher rückende Ende der Gloria-Halle an, die, nach mehr als 80-jähriger Geschichte, am Jahresende komplett umgenutzt wird, zum anderen ist das Ablaufen der Zeit, versinnbildlicht durch eine rigide Taktung der Bild- und Ton-Folgen, ein grundlegendes Thema dieser Arbeit.
Objekt: Eva-Maria Joeressen Klanginstallation: Klaus Kessner
Objekt: MDF, 28 Leuchtstoffröhren, 203 x 54 x 54 cm (H x B x T) Klang: 1 MP3-Player, 1 Verstärker, 4 Piezo-Lautsprecher
3. Dezember 2005 - 9. März 2006
CODE
Die audio-visuelle Installation CODE wurde eigens für die 'Kleinste Kunsthalle der Welt' entwickelt. Ihr Thema sind die verschiedenen Bedeutungsebenen des Begriffs Code: Zeichensystem - Kommunikation - Verschlüsseln - Entschlüsseln.
Ein Code ist zum einen ein allgemein verständliches Zeichensystem, die Grundlage jeglicher Kommunikation, zum anderen aber auch die Möglichkeit, eine Nachricht zu verschlüsseln, allgemeine Kommunikation auszuschließen.
Kunst und Musik haben ebenso einen Kodex von Codes entwickelt, aus denen sie schöpfen, über die sie sich definieren und deren Kenntnis für Umgang und Verständnis eines Kunstwerks nötig ist.
Objekt Das vierseitige Leuchtobjekt besitzt insgesamt 28 Röhren. Die sieben Röhren auf jeder Seite sind die Signalfolge eines ASCII-Zeichens - C, O, D, E dargestellt in einem binären Leuchtsystem: Aus für Null, Ein für Eins. Der immaterielle, 'außerirdische' Schein der grünen Röhren unterstreicht den geheimnisvoll, hermetischen Charakter dieser Arbeit. Wie ein Litfass-Pfeiler präsentiert sich das Objekt als Werbeträger für Kunst, ein Werbeträger, der allerdings seine Botschaft verschlüsselt.
Klang Der Klang wird über 4, auf je eine der Scheiben der 'Kleinsten Kunsthalle der Welt' montierte Piezo-Lautsprecher übertragen. Beim ersten Zuhören erinnert der Klang vielleicht nur an das bekannte 50-Hz-Brummen von Leuchtstoffröhren - scheint also nur vom Objekt zu kommen. Beim näheren Zuhören offenbart sich aber die eigene, komponierte Struktur: Anders als das Objekt mit seiner eingefrorenen Leucht-Botschaft, wandelt sich der Klang ständig. Er schöpft aus dem gesamten ASCII-Zeichensatz und transponiert diesen in ein Wechselspiel aus Timbre und Rhythmus.
Kunst als Code, kodierte Kunst - der Schlüssel liegt im Einlassen.
1 Beamer, 1 Computer Projektion: ca. 15 m x 3,20 m
im Kontext der Ausstellung VOR-SCHAU
28 August. - 24. September 2005
rubber soul Echtzeit-Videoinstallation zur Wiedereröffnung der Galerie Noack in neuen Räumen
Grundlage: Auswahl von 40 Fotos aus einem Fundus von über 400 Aufnahmen, die während der Umbauphase in der alten und neuen Galerie Noack von April bis August 2005 entstanden.
Bearbeitung: Die Fotosequenz wird in das von den Künstlern entwickelte .move..-System - einem Programm zur Echtzeitbearbeitung von Bildmaterial - gespeist. Anders als bei früheren Arbeiten, die auf Vielfalt und Segmentierung setzten, ist bei rubber soul jeweils nur ein Bild zu sehen. Der Blickwinkel 'fliegt' in sich ständig wandelnden Kurven über die Bildebene, wobei sich der jeweils sichtbare Ausschnitt dynamisch und non-linear in Abhängigkeit von Position auf dem Bild und dessen Rändern verändert - eine imaginäre Umlaufbahn in wechselnden Entfernungen und Geschwindigkeiten.
Projektion: Die Projektion in den Flur der Galerie bildet eine zweite, entscheidende Komponente der Arbeit. Die unterschiedlichen Flächen mit ihren eigenen, verschiedenen Winkeln und Ausrichtungen drücken den 2-dimensionalen Bildern eine dritte, räumliche Dimension auf und formen sie zu einer Rauminstallation im wahrsten Sinn des Wortes.
Titel: rubber soul ent-deckt die 'Seele aus Gummi', das geheime Innenleben und dynamische Potenzial, das Bildern, den nur scheinbaren Spiegeln der Wirklichkeit, innewohnt - Manipulierbarkeit und Manipulation sind hier nicht negativ besetzte Schlagworte, sondern die Maximen des künstlerischen Ansatzes.
rubber soul ist 4-dimensionales Geflecht aus Zeit, Raum und Wahrnehmung - Veränderung, Wandlung, Auflösung, Verzerrung, Färbung sind hier nur einige der möglichen Stationen.
t.mov, 2005 Kunst am Bau-Konzept für die zentrale Halle der Generaldirektion Telekom Bonn nicht realisiert
im Kontext eines eingeladenen Entwurfs mit C. R. Montag, Bonn rmp-Landschaftsarchitekten - S. Lenzen, G. Fischer
t.mov
Die beiden Komponenten der künstlerischen Inszenierung t.mov - Glasfassaden und LED-Screen - verschreiben sich einem doppelten Anliegen:
t.mov = time/space/function Schaffung einer positiven, eindringlichen Atmosphäre durch eindeutigen Ortsbezug und explizite Ableitung von Gestalt und Inhalt aus der Typologie der zentralen Eingangshalle und deren Nutzung
t.mov = sign of communication Formung von Symbol und Signal für die Repräsentanz der Telekom: Offenheit und grenzenübergreifendes Miteinander auf der Grundlage globaler Kommunikation.
Glasfassaden Die Mega-Augen auf Front- und Rückseite der Fassadenscheiben blicken nach innen und nach außen - sie sind Tor und Ausblick zugleich. Ihre hohe Transluzenz bildet keine Mauern, dennoch: die Grenzen des Raums werden eindeutig definiert und der Raum gerade in seiner Transparenz erfahrbar.
LED-Screen Das algorithmische Bildsystem auf dem LED-Screen ist die dynamische Komponente der künstlerischen Inszenierung: hier treten Augen, Ohren und Münder - Symbole für die grundlegenden Medien menschlicher Kommunikation - in einen bewegten, abwechslungsreichen Dialog. Das System fragmentiert Bildeinspielungen in Echtzeit und schafft überraschende, stets neue Folgen eindringlicher visueller Kompositionen. Dem hohen technischen und finanziellen Aufwand eines LED-Screens wird ein adäquates Medium zur Seite gestellt: keine bunt bewegte Konserve, keine farbig flimmernde Tapete, sondern eine stringente Symbiose von Zeit, Ort und Zweck.
take me to your leader, 2004 Licht-Kunst-Konzept für ein Kaufhaus am Kennedyplatz, Essen
Auftragsarbeit für Licht.ja!ESSEN im Rahmen des Projektes ’5 Fenster im Licht’ Entwurf 2004, bisher nicht realisiert
Allgemeine Informationen Der Kennedyplatz liegt in hochwertiger Innenstadtlage Essens. Er wirkt allerdings jenseits der Geschäftigkeit des Tages, insbesondere an unbespielten Wochenenden und nach Anbruch der Dunkelheit gesichtslos. Um dem Platz - nicht zuletzt auch zur Darstellung und Stärkung der Einkaufs- und Kulturstadt Essen ganz allgemein - ein zugleich sinnliches wie zeitgemäßes Profil zu geben, entwickelte und verfolgt das Projektbüro Licht.ja!ESSEN im Auftrag der Stadt Essen die Idee '5 Fenster im Licht'.
Der Kennedyplatz soll zur offenen Lichtgalerie werden. Acht KünstlerInnen wurden eingeladen, für jeweils eine an den Platz angrenzende Fassade eine lichtkünstlerische Arbeit zum Thema zu entwickeln. Aus den verschiedensten Gründen konnten bisher nicht alle Projekte realisiert werden.
take me to your leader - Projektbeschreibung
Das streng geordnete Fassadenraster der vier oberen Geschosse des Kaufhauses wird zu einer Leuchtmatrix - einem LWD (liquid window display - Flüssigfensteranzeige), das mit einem eigenen Zeichensystem, einem Mega-Alphabet, arbeitet.
Die Arbeit interpretiert das Motto '5 Fenster im Licht' dynamisch: Es leuchten immer 5 benachbarte Fenster der Fassade. Jeweils ein Fenster wechselt dabei kontinuierlich in einem Intervall von 5 Sekunden seine Position. Als mögliche neue Leuchtposition kommt nur ein über Kante oder Ecke benachbartes Fenster in Frage. Dadurch ensteht ein fließender Zusammenhang zwischen den Zeichen.
take me to your leader thematisiert den Kontakt zwischen Kunst und Betrachter. Es ist ein Spiel mit Zeichen, deren Botschaft sich für jeden Passanten des Kennedy-Platzes neu erschließt.
Der Titel der Arbeit greift dabei augenzwinkernd den klassischen, durch unzählige Science-Fiction-Filme verewigten, ersten Satz eines Außerirdischen beim Kontakt mit einem Menschen auf: take me to your leader - führe mich zu deinem Anführer. Die Rolle des Außerirdischen, einer fremden, nicht-menschlichen Intelligenz, übernimmt ein Computeralgorithmus - ein Programm, das seine komplexe, immer neue Zeichenfolge aus wenigen, einfachen Regeln entwickelt.
Da die zukünftige Nutzung des Gebäudes zur Zeit des künstlerischen Entwurfes nicht geklärt ist, kann nicht unbedingt davon ausgegangen werden, dass bei Dunkelheit alle Fenster der Lochfassade gleichermaßen dunkel sind. Dieser Umstand wird in take me to your leader als zusätzliche dynamische und künstlerische Qualität gesehen, die die Arbeit stärkt: Der Dialog findet nun auf 3 Ebenen statt, Ebenen, die gleichermaßen ihren jeweiligen Regeln folgend sich zufällig ab-/entwickeln und zu einem Ganzen formieren.
2 Video-Beamer, 3 Computer, 4 Lautsprecher, 2 Stereoverstärker 2 Videoprojektionen: 4,5 x 3,4 m sowie 4 x 3 m
Uraufführung: 6. September 2003 im Rahmen der 3. Koblenzer Museumsnacht
Allgemeine Informationen zu Projekt und Ort
scala ist eine audio-visuelle Näherung an den Ort des Geschehens - das Treppenhaus der Galerie Steinacker in Koblenz, das als Ausstellungsfläche genutzt wird.
Der Raum der bewegten Menschen und der stehenden Bilder wird zur Bühne einer transmedialen Inszenierung, deren Bild- und Tonmaterial aus vor Ort gesammelten Fundstücken besteht.
Fotos des Treppenhauses, Details von Bildern, Fliesen und Mobiliar, Gesprächsfetzen, Schritte, Alltagsgeräusche … werden - den Regeln des jeweiligen Mediums entsprechend - neu zusammengesetzt und bilden eine eigene, montierte Wirklichkeit, die einen teils dialogischen, teils kontrapunktischen Diskurs mit- und gegeneinander eingehen - eine multi-dimensionale Textur von Kunst, Architektur, Raum, Klang und Zeit.
Die Bildabläufe wurden mit Hilfe von ".move.." - einem in Common Lisp programmierten System zur algorithmischen Bildkomposition - realisiert.
Die Klangperformance fand unter Verwendung von in SuperCollider 3 geschriebenen Granular- und Verräumlichungsmodulen statt.
selbst-selbst, 2001/2002 Videoinstallation Museum Baden, Solingen Gräfrath
2 Beamer, 2 Video-Rekorder, 1 VHS-Band, Dauer 30 Min. Projektion: 4,5 m x 3,2 m
im Kontext der Ausstellung: Eva-Maria Joeressen, Raumarbeiten 1991 - 2001
21. April - 2. Juni 2002
Thema von selbst-selbst ist das Museum Baden - seine Struktur, Details und Materialien.
Zwei Beamer-Projektionen zeigen - zeitlich versetzt - einen identischen Film. Grundlage des Films sind 24 Fotographien mit Makroansichten aus dem Innern des Museums. Diese füllen ein Raster aus 12 quadratischen Segmenten auf immer andere Art und Weise: sie bewegen sich diagonal, vertikal und horizontal, werden ein- und ausgezoomt, gestaucht und gespreizt … bis sich eine neue Detailansicht in die sich bildenden graphischen Muster einmischt und seinen eigenen Regeln entsprechend, sukzessive das Projektionsbild zu überlagern beginnt.
Die beiden Beamer projizieren schräg übereinander und provozieren durch diese perspektivische Überlagerung eine virtuelle Räumlichkeit, die weit über die übliche, zweidimensionale Fensterbildung herkömmlicher Projektionsarten hinausgeht.
Der einfache Eingriff durch zeitlichen Versatz identischen Materials wandelt den sich selbst reflektierenden Monolog des Bildmaterials zu einem Dialog überraschender, unvorhersehbarer Kombinationen und Konfrontationen.
selbst-selbst ist ein sich ständig wandelndes, mit sich selbst beschäftigtes Bildsystem zur Schaffung eindringlicher, transmedialer Wirklichkeit.
IM AUGENBLICK, 2001/2002 Video-Installation für 500 Augen in 1728 Segmenten Gewölbekeller im Mittelrhein-Museum, Koblenz
1 Beamer, 1 Computer Projektion: ca. 6 x 4,5 m
im Kontext der Gruppenausstellung 'NEXUS - Dialog mit alten Meistern'
3. Februar - 3. März 2002
"Eva-Maria Joeressen und Klaus Kessner haben die Medienkunst gewählt, deren audio-visuelle Systeme das Fundament ihrer gemeinschaftlichen künstlerischen Arbeit bilden.
Um eine Ausgangsbasis zu schaffen, fotografierten sie Augen aus dem Museumsbestand nebst seinen Mitarbeitern und Künstlerkollegen. In diesem Kontext nehmen sie den Dialog mit alten Meistern insofern wörtlich, als sie lebende Augen mit Augen bildnerischer Darstellungen konfrontieren und zu einem Kunstobjekt verknüpfen, das sowohl in seiner choreographischen als auch dokumentarischen Inszenierung in der Präsentation des Gewölbekellers, mit seinem spezifischen Mauerwerk, zusätzliche Bedeutung erhält.
Die Videoinstallation 'Im Augenblick' stellt einen Raum sich wiederholender Modulformen dar, die in ihrer seriellen Wiederholung einzelner Segmente einen Rhythmus schaffen, der in allen Teilen der projizierten Fläche wiederkehrt und sich bis nach außen hin - ins Unendliche - gedanklich weiter projizieren ließe. In dieser seriell geordneten Darstellung entsteht eine Rasterung von 1728 horizontalen, vertikalen und diagonalen Quadraten einzelner Augen, bei der jedes Quadrat wiederum eine spezifische Entwicklung besitzt, denn es wiederholt einen Ablauf oder wählt einen neuen; es wechselt auf ein neues Bild oder behält das vorherige bei. Die bisweilen verhaltene Bewegung der Augen wird - gleich einer Sequenz des Augenaufschlages - unterbrochen, um danach wieder neu zu beginnen.
'Im Augenblick' rhythmisiert das Auge und gibt den Blick frei für das Auge der Malerei, das Auge der Zeit und für das lebendige Auge, bei dem der Schatten des Betrachtenden ebenso Bestandteil der Arbeit ist, wie die choreographische Gestaltung, die einen herausragenden Dialog darstellt."
Anneli Karrenbrock in: NEXUS - Dialog mit alten Meistern. Ausstellungskatalog Koblenz, 2002.
transIT, 2001 Kunst am Bau-Konzept für die U-Bahnhöfe der Wehrhahnlinie Düsseldorf im Rahmen eines eingeladenen Wettbewerbs der Stadt Düsseldorf nicht realisiert
Sowohl die Relativität von Zeit als auch deren Unentrinnbarkeit sind grundlegende Aspekte modernen menschlichen Lebens und Erlebens. Sie treten in vielerlei Ereignisabläufen und Ortsreihungen ins Bewusstsein. Fremdbestimmte Abläufe und kleine Maßeinheiten lassen dabei das unerbittliche Wesen von Zeit, welches allen Orten einen transitorischen Charakter verleiht, besonders deutlich werden. Eine U-Bahn-Station ist wohl einer der markantesten Orte überhaupt, sowohl die Relativität von Raum und Zeit als auch deren unausweichlich getaktetes Verrinnen zu erleben: Der Fahrplan wird durch sehr kurze, überschaubare Zeitintervalle bestimmt; lediglich Sekunden und Minuten sind hier von Belang. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die nahe Zukunft exakt gemäß dem Zeit-Plan ereignet, ist sehr hoch, da Fremdeinwirkungen (Wetter, Verkehr etc.) keine signifikante Rolle spielen. Die Wahrnehmung des Raumes wird durch die individuelle Nutzung (regelmäßig, erstmalig, privat, beruflich etc.) und durch die angestrebte Fahrtrichtung halbiert, fragmentiert, ausgeblendet …
transIT visualisiert diese Aspekte. In den geplanten U-Bahn-Stationen sollen bis zu 8 Uhren pro Fahrtrichtung installiert werden. Sie zeigen in digitalen Ziffern Minuten und Sekunden. Auf einer der Uhren ist die konkrete Ortszeit zu sehen. Diese wird von jenen Uhrzeiten flankiert, zu denen die U-Bahn die vorhergehenden Stationen passiert hat bzw. die nachfolgenden passieren wird. Aufgrund unterschiedlicher Organisationsweise und Struktur der 8 geplanten U-Bahn-Stationen sowie der verschiedenen Erscheinungsmöglichkeiten der Uhren ergeben sich Erlebnis-Variationen des Raum-Zeit-Phänomens: - Bei Stationen mit einem Mittelbahnsteig oder zwei Seitenbahnsteigen können nahezu gleichzeitig (beim Betreten der Station oder durch Umwenden auf dem Bahnsteig) die Vergangenheit des Fahrgastes, der in die entgegengesetzte Richtung fährt, als eigene Zukunft erlebt und umgekehrt die eigene Vergangenheit als die Zukunft des Gegenüber deutlich werden. Je nach gewählter Technik ergibt sich zudem eine Erweiterung der Relativität der Raumwahrnehmung. - Bei Stationen, die nach der Verteilerebenen in zwei getrennten Röhren organisiert werden, ist in erster Linie der eigene, unausweichliche Zeitfluss Thema.
Die Realisierungsmöglichkeiten von transIT sind vielfältig. Im Zusammenhang mit der Wehrhahn-Linie werden zwei grundsätzliche Konkretisierungen vorgeschlagen: -In den Stationen Graf-Adolf-Platz und Jan-Wellem-Platz sind Leuchtstoffröhren-Uhrenbänder mit je 8 Uhren vorgesehen. Entsprechend der Fahrrichtung erfolgen die Sekunden-Sprünge der Uhren allerdings nicht synchron, sondern mit einem gleichmäßigen Versatz, wodurch innerhalb des Uhrenbandes die lineare Bewegung forciert wird. Bei der Station Jan-Wellem-Platz, die in zwei Tunnelröhren organisiert ist, werden die Bänder dabei leicht schräg in die jeweilige Röhre installiert, was eine spiralartige Figur entstehen lässt, die eine zusätzliche Dynamisierung der Röhren bewirkt. -In den Stationen Kirchplatz und Am Wehrhahn soll eine ganz andere Realisierungsart verwendet werden. Hier bedienen sich die Uhren der Technik der Infoscreens. Die Uhren jedoch liefern authentische, jeden Fahrgast betreffende Inhalte: Neben den Uhrzeiten zeigen die digitalen Ziffern Segmente von Echtzeit-Bildern der verschiedenen Bahnhöfe und Bahnhofsumgebungen. Die digitalen Zahlen sind dabei aber mehr als nur Fenster. Sie werden durch die kontinuierliche algorithmische Fragmentierung und Bewegung der Bilder zu einer Metapher für die je eigene, subjektive Wahrnehmung von Wirklichkeit.