par hasard
par hasard, 2017
Transmedia-Echtzeitinstallation für Fondouk Ben Ghorbel, Medina von Houmt Souk
im Kontext des internationalen Workshops SEE Djerba
21. - 31. Juli 2017 in Houmt Souk, Djerba, Tunesien
als Teil der ART MATTERS-Serie initiiert von Aymen Gharbi und Bettina Pelz
1 Beamer, 2 Lautsprecher, mehrkanaliger Klang, Computer und Live-Elektronik
Patiomaße (2-geschossig): 17,60 x 14,20 x 6,20 m (L x B x H)
lichtes Maß: 14,20 x 10,80 x 6,20 (L x B x H)
Projektion (Abwicklung): max. 10,80 x max. 8,70 m (B x H/T)
Die Abbildungen zeigen:
• Tagansicht des 2-geschossigen Innenhofes
• Stirnseite mit Projektionsbereich
• Ansichten der Totale von vorne und leicht seitlich
Das Thema von par hasard ist 'Kommunikation'. Kommunikation im erweiterten Sinne war - bei aller ethnischen, kulturellen und religiösen Unterschiede der Menschen, die auf Djerba lebten und leben - gepaart mit großer Toleranz dem Anderen und Fremden gegenüber der Schlüssel zum Erfolg und nicht zuletzt der Freundlichkeit, die noch heute - trotz Massentourismus und damit verbundener Probleme - deutlich zu spüren ist.
Ort
Als besondere Orte der Kommunikation können die 'Fondouks', die Karawansereien in Houmt Souk angesehen werden. In diesen zweigeschossigen Anlagen fanden die Händler, deren Waren und Tiere eine komfortable, temporäre Bleibe. Von den einst 25 Fondouks hat aber einzig Fondouk Ben Ghorbel unbeschadet und (fast) ursprünglich betr. Architektur sowie Nutzung die Jahrhunderte überlebt.
"... Les fondouks de ce centre commercial [Houmt Souk] sont toujours fréquentés par les marchands alexandrins, européens, turcs et tunisiens. ... Tous ces commerçants chrétiens, juifs et musulmans se trouvent réunis dans ces fondouks pour s'approvisionner; les Vénitiens viennent pour le sel et les fruits, les autres achètent de l'huile, de la poterie et surtout des lainages ..." (1)
Mit diesem besonderen Ort Fondouk Ben Ghorbel tritt die Projektion in Interaktion.
Projektion
Das Interventionsmaterial von par hasard ist das geschriebene und gesprochene Wort. Das Vokabular beinhaltet 15 einfache Worte, jeweils in arabisch und in französisch. Diese Worte werden nicht benutzt um konkrete Botschaften zu übermitteln, sondern sie bilden die Bausteine der künstlerischen Sprache.
Die Projektion besteht aus sechs Ebenen mit audio-visuellem Inhalt, verteilt auf drei mal zwei Gruppen. Jede dieser miteinander verwobenen Gruppen enthält dasselbe geschriebene und gesprochene Wort, eine Ebene auf arabisch, die andere Ebene auf französisch.
Zwei alternierende und kontrastierende Hauptprozesse lenken die Entwicklung in der Zeit. Ein Prozess projiziert und transformiert die jeweils aktuellen Worte auf einen dreidimensionalen Ellipsoiden der Teile des Bodens und eine Stirnseite von Fondouk Ben Ghorbel bedeckt. Die Gestik dieses Prozesses ist extrem non-linear und flüchtig. Der andere Prozess benutzt einen zweidimensionalen Schirm mit langsamen Oszillazionen zwischen Worten, Sprachen und unterschiedlichen Stufen der Lesbarkeit.
Der geschriebene und gesprochene Inhalt ist auf verschiedene Weise miteinander gekoppelt. Am Augenscheinlichsten wird dies durch die Verbindung von Sichtbarkeit und Lautstärke.
Die konkrete Erscheinung der Projektion wird auf der Grundlage von Wahrscheinlichkeitsgesetzen gerechnet und verbindet sich mit der Architektur in par hasard auf immer neue Art und Weise.
Titel
Das französische Wort 'hasard' ist abgeleitet vom arabischen Wort 'yasara', was 'Würfeln' bedeutet.
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(1)
Léon l'Africain (1.H.16.Jh.). Zit. nach: Foued Rais: Si Djerba m'était contée..., 2010. S. 85f.
dt.: Die Karawansereien dieses Handelszentrums [Houmt Souk] sind immer gut besucht von alexandrinischen, europäischen, türkischen, tunesischen ... Händlern. All diese christlichen, jüdischen und muslimischen Geschäftsleute sind hier versammelt, um sich mit Waren einzudecken; die Venezianer kommen wegen des Salzes und der Früchte, die anderen kaufen Öl, Töpferwaren und vor allem Wollwaren.
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